Die Woche – die richtige Person für die Zukunft – und Fantasien
Dating-Apps zerstören angeblich das Selbstbewusstsein – doch davon ist nichts wahr, denn eine App kann niemals das Selbstbewusstsein zerstören – bestenfalls der individuelle Umgang damit. Und nun kommt ein Faktor hinzu, der keinem Menschen fremd ist: Das Selbstbewusstsein ist fragil, zumal, wenn es um „persönliche Zurückweisung in Folge“ geht. An dieser Tatsache kommt niemand vorbei, sei er nun ein Bewerber, ein Wohnungssuchender ein potenzieller Lover oder gar ein Mensch, der vehement einen Lebenspartner sucht. Zurückweisung gehört zum Leben – wer nicht einmal das akzeptiert, hat es wahrlich schwer, in der Gesellschaft zu überleben.
Liebeskitsch statt Selbstfindung?
Wer beispielsweise Liebeskitsch entbehrt, und danach strebt, ist eher süchtig nach einer bestimmten Form der Zuwendung, als dass es ihm (ihr) an Selbstbewusstsein mangelt. Selbst beruflich äußert erfolgreiche Menschen verfallen Liebeskaspern oder tapsen in Liebesfallen hinein. Deshalb sind „Datingpausen“ auch nur dann nützlich, wenn sie wirklich zur Selbstfindung genutzt werden und klar wird: „Was will ich eigentlich“.
Warum man draußen bleibt, wenn man „anspruchsvoll“ ist
Wer wählerisch ist, oder gar „lecker“ aka „anspruchsvoll“, der ist möglicherweise einem folgenschweren Irrtum verfallen: Frei wählen zu können. Die „freie Wahl“ ist eine Legende, weil man nur diejenigen auswählen kann, die erwählt werden wollen. Leider erkennen diese simple Tatsache relativ wenige Personen. Die meisten beklagen sich eher über Menschen, die ihnen die Wahrheit sagen: Du bist nichts so gefragt, wie du denkst. Das ist übrigens noch eine sehr höfliche Formulierung.
Sexuelle Fantasien – sind sie gefährlich?
Diese Woche hatte ich mehrfach Gelegenheit, über die Fantasie zu philosophieren. Neuerdings wollen die Shrinks (1) an die Fantasie heran, weil sich daraus ja „ganz, ganz böse“ Sachen entwickeln könnten. Mr. Freud, Sigmund, lässt grüßen. Außerhalb der Welt der Shrinks wohnt die Fantasie in den Tiefen von Geist und Psyche, und sie kann alles bewirken: Glanz und Ruhm oder Tod und Verderben. In der Regel bewirkt sie aber nur eines: fantastische Vorstellungen, wie Dinge sein könnten, wenn man alle Schranken fallen lassen würde. Und zu den Fantasien gehören sowohl Unterwerfungsfantasien wie auch Überwältigungsfantasien, die beide zu Restbeständen des Säugetierstatus der Primaten gehören. Nun ist es so: Wenn diese Fantasien nach außen streben, und sie mehr sind als reine Rollenspiele, ist Vorsicht geboten. Das sollten Erwachsene eigentlich wissen. Langer Rede kurzer Sinn: Fantasien im Kopf sind zahm, Fantasien in Rollenspielen sind soweit harmlos, als die Bedingungen eingehalten werden. Und das Ausleben von Fantasien in der Realität ist ausgesprochen gefährlich.
Fakes als Geschäftsgrundlage
Fakes als Geschäftsgrundlage – das ist das Motto einiger Single-Börsen, die gar keine sind, sondern Spielstätten mit Lockvögeln. Und was sagt der Gesetzgeber dazu? Trallalala … ach, Herr Kunde, da hätten Sie nur mal in die AGB gucken müssen. Ja, und die Presse? Sie reibt sich die Augen und sagt: „Ach, so ist das … das ist aber erstaunlich.“
Konservativ zu sein ist in der Liebe keine Lösung
Egal, ob Sie wertkonservativ, konservativ oder anderswie mit bürgerlichem Denken verkleistert sind: In der Liebe bringt Ihnen Ihre konservative Haltung keine Punkte. Das Leben ist immer auf die Zukunft ausgerichtet, und Zukunft bedeutet, sich auf Wandel und Vielfalt einzustellen. Vor allem die Vorstellung, nach dem EINEN/der EINEN zu suchen, auf ihn/sie zu warten oder sonstigen Verirrungen nachzugehen, ist kontraproduktiv. Ich führe Ihnen diesen Gedanken zwei Mal auf unterschiedliche Art vor. Einmal, indem ich Ihnen den Unsinn vor Augen führe, erstarrt auf Ihren Idealpartner zu warten, und einmal, indem ich Sie daran erinnere, wie wichtig das Streben nach Glück ist – im Gegensatz zum Streben nach Perfektion.
Diese Woche war ich – möglicherweise – etwas einseitig. Aber ich fühle mich verpflichtet, Ihnen zu sagen: die Zukunft hat viele Gesichter, und nur für die Mutigen, die ihr Glück bei den Hörnern packen, wird sie zur Erfüllung.
(1) Shrink – Gehirnschrumpfer, Slang-Ausdruck für Psychotherapeuten.