Die Woche – Partnersuche in Klischees oder in Wahrheiten?
Liebesromanautorinnen haben die Tendenz, Klischees zu bedienen, um geheime Träume zu erfüllen, die ihre Leserinnen hegen. Wenn sie das tun, erfüllen sie die Gehirne (sie würden sagen: die Herzen) mit Wonne. Und ihre Leserschaft ist begeistert, wenn sie auf den Wolken der Illusion dahin schweben darf.
Wenn Online-Partervermitter das Gleiche tun, und dazu noch eine Art „Wissenschaftlichkeit“ in ihre Verlautbarungen einbauen, mag das manchen Lachmuskel rühren, doch eigentlich sollte es Bedenken auslösen. Diese Woche waren es gleich zwei Klischees, die wiederbelebt wurden: der Traummann und der Alpha-Softie. Eigentlich ist klar: Beide sind mehr oder weniger Fantasieprodukte, und selbst, wenn es sie gäbe, wären sie so rar wie der edle Ritter in schimmernder Rüstung auf seinem Schimmel. Oder der sanfte Top-Manager mit Muskeln und Familiensinn in seinem Jaguar. (Es gibt andere Fabrikate)
Fällt den Leuten eigentlich sonst nichts ein?
Ich hatte auch noch eine dritte Pressemitteilung auf dem Tisch – „Sex verlernt man nicht“. So ungefähr wie Radfahren: Rauf auf den Sattel, und dann kräftig abstrampeln. Oder wie war das gemeint? Sinnliche Lüste zu erfüllen, konnte damit wohl nicht gemeint sein.
Wie wäre es mit der Wahrheit über die Partnersuche?
Nur gut, dass wenigstens mir noch etwas einfällt. Denn ich kann Ihnen ungefähr sagen, wer wirklich zu Ihnen passt, und wovon das abhängig ist. Ein Kollege von mir sagte immer: Methode MIS ist am besten.„Make it Simple“. Das heißt: Nicht zulange suchen, nicht zu oft zögern, dann zugreifen und möglichst festhalten. Und ein Satz fehlt noch: „Wenn Sie sich mit jemandem wohlfühlen, dann passt er auch.“
Manipulation und Partnersuche
Zum Schluss noch ein kleines Vexierspiel: Alle Dating-Betreiber versuchen, ihre Kunden dahin gehend zu manipulieren, dass sie glauben, zusammenzupassen. Sie nennen das selbstverständlich ganz anders. Gerade las ich (und amüsierte mich darüber) dass diese Manipulation nun in Zukunft mit „Künstlicher Intelligenz“ noch effektiver gemacht werden soll. Das Amüsante daran ist, dass die Luschen, die so etwas schreiben, tatsächlich daran glauben, dass uns „Denkprozesse“ zusammenbringen.
Lieben Sie – jetzt
Na denn … wie wäre es mal auf den Boden zurückzukommen und sich zu erinnern, dass wir auf einem kleinen Planeten mit einer hauchdünnen, verletzlichen Kruste leben? Und: Nein, Sie haben nicht alle Zeit der Welt, einen Partner zu suchen. Das Glück flieht vor ihnen, wenn sie so handeln – das ist zwar nur eine Behauptung, aber zu der stehe ich.
Na denn – auf in die trübste aller Novemberwochen. Mit einem Lächeln, wenn ich bitten darf.