Die Woche – Sex nach Plan, Abenteuer ab 50 und Arroganz
Was würden Sie davon halten, wenn jemand Woche für Woche darüber schreiben würde, wie man mit Messer und Gabel isst? Oder darüber, welche Betten sich besonders gut zum Schlafen eignen?
Na? Und ebenso wenig, wie das alltägliche Essen und Schlafen die Presse interessiert, so wenig interessiert sie im Grunde Online-Dating. Es ist Kultur geworden, auch Unkultur, ein gnadenloses Geschäft einerseits und eine Spielerei andererseits. So, wie „gesunde Ernährung“, über die ja auch ständig gesprochen wird – nicht, weil sie so wichtig wäre, sondern weil sich damit reichlich Kohle machen lässt. Apropos Kohle machen: In der Beilage meiner Knicker-Knacker-Bürgerzeitung mit starkem Ost-Bewusstsein werden ganzseitig Pillen und Pülverchen beworben, die möglicherweise sogar wirksam sind, aber viel, viel Geld kosten. Menschen im Rentenalter (offenbar lesen die noch Zeitung) kaufen der Werbung noch alles ab.
Sex – nicht drüber reden und nichts wissen?
Erstaunlicherweise ist Sex eine Ausnahme: Nur wenige wissen viel darüber, und wenn sie darüber reden, werden sie „schief angeguckt“ – es sei denn, sie seien Fernseh-Stars oder haben einen guten Verlag, der sie in den Himmel lobt. Die meisten wissen von ganz wenig fast nichts, und ein paar Menschen prahlen damit, von recht wenig ganz viel zu wissen. Da hätten wir doch eine Idee: Es gibt viele Webseiten mit Vorschlägen, was Sie sexuell „bis 25“ alles erprobt haben sollten. Aber wäre nicht sinnvoller, einmal zu untersuchen, was Sie als Single mit 40, 50 oder noch mehr Jahren noch alles erproben wollen?
Sex – alles detailliert vereinbaren?
Die neueste Tendenz im Verhältnis von Männern zu Frauen (und eindeutig feministisch geprägt) ist die Forderung nach vollständiger verbaler Übereinkunft über die Tatsache des Geschlechtsverkehrs und die genaue Ausführung. Man kann dem nicht einfach mit Hohn und Spott begegnen, denn dahinter stehen Menschen, die sich selbst überhöhen wollen und andere gängeln. Eine Art soziale Verhaltensdiktatur. Und damit gar nicht erst Missverständnisse entstehen: kein Sex mit betrunkenen, bekifften, hilflosen und eindeutig nicht bereiten Menschen – und keine Psycho-Tricks oder Gehirnwäsche an naiven Menschen.
App-Geplapper
Münchner (auch Wahlmünchner) sollen ja was ganz Besonderes sein. Erstens Bayern, zweitens Münchner – wenn das nicht die Krönung der Menschheit ist, was dann? Und dort wurde dann „Städterin trifft Städter“ wiederbelebt, so wie in der Anfangszeit des Internets – nur jetzt mit App. Und mit einer gehörigen Portion Arroganz, die man deutlich in den Vordergrund stellt. Es kann ja wohl nicht angehen, dass sich Landeier oder gar Pendler für einen „richtigen“ Münchner interessieren, nicht wahr?
Arroganz wird überhaupt immer mehr zum Markenzeichen von Dating-Apps. „HINGE“, die angeblich „neue“ App mag eine gute Idee ein, aber die PR ist besser als das Produkt. Und mit Spitzenpreisen für ein bisschen bedrucktes Papier als Leitfaden für besseres Dating und exklusivem Angebot für das Marktführer-Smartphone kann man auf Dauer nicht beeindrucken, sondern gerät in die Nähe der Schnöselfalle.
Presse – heute die neueste Forschung – und morgen scheißt der Hund drauf
Forscher – ach Forscher – die finden ständig etwas über uns Menschen heraus, worauf schon morgen der Hund scheißt. So wissen die Damen und Herren Forscher, dass die Partnersuchenden gar keine Ansprüche haben, sondern sich offenbar auf die tollen Typen stürzen, wie die „Geiß auf den Apfelrest“ (das hörte ich im Schwabenland), und das wird dort so verkauderwelscht: „Dranaifahra wie d’Gaas uff d’Äbflbuddza!“
Ich denke mittlerweile, dass wir alle von Forschung und Presse gemeinsam verarscht werden, weil viel zu viel „Psychologisches“ und „Soziologisches“ mit Meinungen und Ansichten zusammenfließt. Als Folge daraus werden wir am Ende eher daran gehindert, die Wahrheit herausfinden als einen klaren Blick zu bekommen.
Und am Ende …
Am Ende ein bisschen Spaß mit einem Frosch – und wir haben gar nichts dagegen, wenn Sie sich an der Liebe Pur etwas mehr beteiligen.