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Tacheles – wie Forscher Partnersuchende für dumm verkaufen

Das Geheimnis der Partnersuche ist schnell gelüftet: Entweder es klingelt im Hirn, dann in den Genitalien und schließlich auch im Alltag. Oder eine der drei Komponenten fällt aus – zumeist die zuletzt genannte.

Warum es mal klingelt und mal nicht, und noch mehr, warum sich zwei Menschen für immer nahe sein wollen und dann wieder doch nicht, bleibt den Forschern verborgen. Denn es ist abhängig von der Möglichkeit, jemandem zu begegnen, der Bereitschaft, sich zu paaren, der Lust an intimen Freuden, der Liebesfähigkeit und der Stetigkeit der Beteiligten. Und all dies unterliegt einem Wandel und einer Entwicklung. Wer einmal erlebt hat, wie er aus einem Milieu in ein anderes wechselte, weiß sofort, wovon ich rede.

Der Mythos vom „passenden“ Partner durch Psycho-Tests

Forscher tun alles, um diese einfache These zu bekämpfen. Sie behaupten beispielsweise, den Schlüssel in Händen zu halten, nach denen sich Menschen paaren. Dass dabei Bereitschaft, Nähe und Begierde die größte Rolle spielen, gefolgt von Langzeitargumenten, geht ihnen nicht in den Kopf. Sie glauben beispielsweise ernsthaft, es gäbe da eine Formel, die einen Menschen zum anderen „passend“ macht. Und weil angeblich „gebildete“ Menschen Freud kennen und esoterisch angehauchte Frauen zudem Carl Gustav Jung verehren, werden beide zu Kronzeugen einer wirren Theorie über „Matching“. Und was ist „Matching“ wirklich? Ein Spiel mit den Varianten der Persönlichkeit, das – wie alle Partnerspiele – auch Sinn haben kann.

Sich selbst nicht kennen, aber an andere Wünsche haben?

Das ist aber nicht das Einzige, was schief läuft. Neuerdings „beweisen“ Forscher, dass kaum jemand online die Person wählt, die er als Idealperson im Profil hinterlegt hat, und protzen damit gegenüber der Öffentlichkeit, wobei sie – wie immer – im Journalismus ihre Verbreiter finden. Ander haben das auch schon versucht – das „Klickverhalten“ gibt den Ausschlag über „Präferenzen“ – so sagen es jedenfalls die Werbestrategen. Also: Wer auf ein Produkt klickt, aber eigentlich sonst andere Interessen hat, wird verdächtigt, dieses Produkt kaufen zu wollen. Bei namhaften Versendern schient es zu funktionieren.

Hintergrund: Was wissen Menschen über sich selbst?

Doch wie ist das wirklich? Ich habe während meiner langjährigen Tätigkeit in verschiedenen Branchen manchmal Bewerber beurteilen müssen. Sie sollten drei ihrer besten Eigenschaften nennen, die sie für eine bestimmte Tätigkeit qualifizieren. Dann gib es drei Möglichkeiten: Entweder sie sage so etwas wie „beurteilen tun einen doch immer nur die anderen“, oder sie sprudeln sofort drei Eigenschaften heraus, dann hat ihnen ein „Bewerberflüsterer“ so etwas in den Mund gelegt. Oder sie konzentrieren sich auf drei Eigenschaften, die sie nun nennen und begründen, warum sie glauben, dass diese Eigenschaften für den Job wichtig sein könnten.

Partnersuchende wissen oft nicht, was sie als Partner qualifiziert

Die von mir zuletzt genannten werden von jedem Personalchef bevorzugt eingestellt, und es sind meist wenige, die bedächtig und konzentriert antworten. Fragt man (was ich seht oft getan habe) Partnersuchende, welche drei Eigenschaften sie als Partner qualifizieren – so hört man oft ein entsetzlich dummes Gestammel –wenn überhaupt etwas.

Die Anforderungen an andere – eher Geschwafel?

So – und warum erzähle ich Ihnen das? Weil das einen Schluss zulässt: Wer sich nicht einmal verbindlich selbst einschätzen kann, wie soll dieser Mensch dann wissen, welche Eigenschaften sein Partner haben soll? Übrigens machen sich die Partneragenturen dies durchaus zunutze. Sie bauen nicht auf Selbsteinschätzung, sondern auf Fremdeinschätzung, und nicht auf Wünsche, sondern auf angebliche „Matches“.

Verständliche Vorgehensweise: attraktive Profile beschnüfflen

Zurück zur freien Online-Parterwahl. Eigenes Profil ausgefüllt und dabei ein bisschen übertrieben, Wunschprofil mit irgendwelchen Daten vollgeknallt, und schon geht die Suche los. Wenn es sich um einen Mann handeln sollte, der da sucht: Nach den Profilbildern anklicken, besonders schöne, attraktive und einladende Frauen zuerst. Wer da passt und wie das passt … was soll’s. Ich kann Ihnen versprechen: Das ist Alltag. Klarstellt sich auf diese Weise kaum Erfolg ein – aber es gibt „Klicks“. Und selbst, wer nach Eigenschaften sucht, wird zuerst die attraktivsten Frauen anklicken, auch wenn sie nicht alle gewünschten Eigenschaften haben, die ja – mit Verlaub – ohnehin nur einen begrenzten Wert haben.

Na ja – und dann? Dann sind die Menschen beim Online-Dating gar nicht anspruchsvoll, sondern eher das Gegenteil. Haben Forscher ja angeblich festgestellt. Und demnächst werden sie das Gegenteil oder noch etwas anders feststellen und alle diese „wissenschaftlichen“ Ergebnisse werden in die Welt getragen. Wem es nützt? Denken Sie mal nach …

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