Die Woche: Singles, Alleinerziehende, Traumtänzer und Pinkeln
Ich huste und pruste immer noch, während die Welt gerade dabei ist, sich neu zu erfinden. Die Welt? Eigentlich muss sich Europa neu erfinden, aber da knirscht es an allen Ecken und Enden. Viel bequemer ist es, auf die Trump-Wähler einzudreschen. Und die geschwätzigen Besserwisser haben ein neues Wort: postfaktisch. Wobei „postfaktisch“ natürlich immer die anderen sind – Pöbel und Pappnasen.
Single sein – kein Grund, stolz zu sein
Single zu sein sollte im Grunde ein vorübergehender Zustand sein, jedenfalls für die meisten von uns. Vor allem für all diejenigen, die ständig von „sozial“ faseln: Nichts ist sozialer, als ein Paar zu bilden. Sicher ist es falsch, die Ehe zu verherrlichen – eine realistische Sicht hilft immer. Aber ebenso falsch ist es, das Single-Leben mit all den tollen Eigenschaften über den grünen Klee zu loben. Paarbeziehungen sind Herausforderungen, und wenn Singles einfach zu feige sind, sich der Herausforderung zu stellen, sollten sie das auch sagen: Ich bin Single, weil ich feige bin. Und nicht: „Ich bin Single, weil das Singlesein so viel tolle Vorteile hat.“
In den letzten Jahren begegnen wir immer wieder Singles, die traumtänzerhaft auf ihren Illusionen spazieren gehen, statt tatsächlich Partner zu suchen. Ihnen ist die Wirklichkeit abhandengekommen. Sie glauben, etwas zu sein oder darzustellen, entsprechen diesem Bild aber in keiner Weise. Und sie sind darüber unbelehrbar, weil …
Alleinerziehende – zwischen Hoffnung und Realität
Auch Alleinerziehende sind Singles. Um ihre Wünsche und Bedürfnisse ranken sich manche Mythen, und die meisten Alleinerziehenden verschließen die Augen vor der Realität der Partnersuche. Das Schlechteste, was Sie ausstrahlen können, wenn Sie als Mutter einen Mann suche, ist Bedürftigkeiten. Das Beste sind Stärke und Gelassenheit.
Erotische Träume? Keine Angst vor Gewissensbissen!
Nicht ist selbstverständlicher, als erotische Bedürfnisse zu haben. Und die Natur hat sich einen feinen Trick ausgedacht, um die gesellschaftlichen Normen außer Kraft zu setzen, während wir sie durchleben. Doch wir Menschen haben da unsere Schamgefühle, Tugenden und Ängste, die uns regelmäßig wieder einfallen: mal vorher, mal hinterher. Muss das sein? Natürlich nicht. Legen wir die Latte der Tugend doch einfach ein paar Löcher niedriger. Und wenn etwas wirklich gut für Sie ist: Dann tun Sie’s einfach.
Wissenschaft und Bullshit – Männer,die auf Frauen starren
Ach ja, wir Männer sind zu doof, die Körpersprache der Frauen zu lesen – aber mit ein bisschen Nachhilfe aus der Wissenschaft schaffen wir es schon. Leute hört: Körpersprache ist wichtig, vor allem für Säugetiere. Und besonders für Primaten. Aber der Homo sapiens hat – man höre und staune – auch eine andere Sprachform entwickelt: verbale Kommunikation.
Zeig mir, wie du pinkelst, und ich sag dir, wer du bist
Wir schreiben das Jahr 2036. Lange hin? Nun ja. Unsere Wohnungen sind vollgestopft mit Smart-Produkten. Unser Spiegel verrät uns unsere gesamten Körperform-Daten, inklusive Penis-Länge oder Brustgröße – und die Smart-Toilette sammelt medizinische Daten, zum Beispiel, wie oft wir pinklen gehen und andere medizinische Fakten. Und selbstverständlich werden wir alle diese Daten verbreiten – es ist ja nur zu unserem Wohl. Wenn wir Partner suchen, fließen all diese Daten natürlich auch in unser Profil ein – das ist wichtig für die Kompatibilität. Das alles sind Denkmodelle, die ich nicht erfunden habe, sondern die tatsächlich existieren.
Grau, grau, grau: weg mit dem November!
Die gute Nachricht: Die graueste aller grauen Wochen soll sich ihrem Ende zuneigen: Trauer, Buße und Tod … das sind sicherlich Themen, über die wir nachdenken sollten. Aber sie deprimieren auch. Also peilen wir mal gleich das Jahresende an … oder wenigsten den Lichterglanz der Weihnachtszeit.
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(30. September 2016)