Die Woche – Mobile-Dating, Nachahmer und Irrtümer
Die Liebe im Sommer findet selten auf Bildschirmen und Papier statt. Die Partnersuchende Menschen streben nach draußen, wollen sich ihre sinnlichen Lüste dort holen, wo die „Objekte der Begierde“ körperlich zu besichtigen sind. Ich habe registriert: Inzwischen sind „wir“ Weltmeister. Leider nur im Fußball. Denn wir sind ein Krückenverein, was die Partnersuche betrifft.
Guter Rat ist oft ganz schlecht
Es gibt viele Gründe, auf „guten Rat“ zu pfeifen. Der wichtigste Grund: Da mischt sich jemand in Ihr Leben ein, der gar nicht hineinpasst: der Ratgeber. Sehen Sie, es ist wahnsinnig scher, alle Vorgänge zu begreifen, die sich zwischen zwei Partnersuchenden beim ersten Date abspielen. Aber es ist möglich, die verdammten Knoten aufzulösen, die sich dabei ergeben. Und der ernste Knoten wird so gelöst: Pfeifen sie auf alle Ratschläge. Ich erkläre Ihnen dies alles genau und gebe Ihnen zwei weitere unerlässliche Hinweise, wie Sie die üblichen „Knoten“ lösen können.
„Guter Rat“ kann auch dann schlechter Rat sein, wenn er angeblich statistisch belegt ist. Klar: Partnersuchende sind dann keine Partnersuchenden mehr, wenn sie sich nur finden lassen wollen. Aber sie sind auch schlecht beraten, wenn sie E-Mail-Salven auf die Menschheit loslassen. „Gezielt suchen“ heißt das eigentliche Erfolgsrezept – und dann bitte mit Fingerspitzengefühl anschreiben.
Mobile Dating ist kein Begriff zum Verlieben
Mobile-Dating ist einer dieser Begriffe, die uns die Werbung ständig um die Ohren haut. Der Singlebörsen-Vergleich mag den Begriff nicht mehr. Schließlich sagt man von einem Rundfunksender ja auch nicht, er wäre „Mobil-Radio“, nur weil er per im Auto per UKW oder im auf dem Handy als „App“ empfangen werden kann. Der Weg ist nicht das Ziel, das Ziel ist die Absicht, und die könnte Flirt, Liebe, Sex, Beziehung oder gar eine Ehe sein.
Sagte da jemand „aber Tinder …“? Liebe Leute, ihr werdet sehen: Tinder wird eines Tages die Einstiegsdroge für Online-Partersuche sein – wenn sie es nicht schon jetzt ist. Übrigens sammelt die IAC (match.com) gerade neue Ideen ein (die man dort selbst offenbar kaum noch hat).
Fantasien bei Dating-Spielen mit dem Handy
Übrigens beflügelt Tinder dir Fantasie der Unternehmen, die man üblicherweise als „Me-too-Unternehmen“ bezeichnet. Sie ahmen nach, ändern ein bisschen, und heraus kommt nahezu das Gleiche. Manchmal lohnt sich das „Nachahmen“ – der deutsche Dating-Markt bietet prominente Beispiele. Aber auf Dauer? Tinder lebt vom Spieltrieb der Massen – nicht von Dating-Erfolgen. Ich schreibe deshalb nicht über alle neuen Pressemitteilungen, die mir sensationelle neue Handyapps anpreisen. Einen skurrilen Weg geht da eine neue App, die bewusst auf den Spieltrieb setzt, aber „wissenschaftlich“ nachlegt. Verwendet wird angeblich der „Stable-Marriage-Algorithmus“ – den können Sie getrost in der Pfeife rauchen – er nützt Ihnen gar nichts.
Ein Queer-Refent redet Tacheles über die Branche
Kritik an den Versprechungen der Dating-Unternehmen kam diesmal von einer Seite, von der ich es nicht erwartete: Ein Queer-Referent erklärte, wie übertrieben die Werbeargumente der Dating-Seiten für Homosexuelle sind. Dies würde zu unrealistischen Erwartungen führen. Dergleichen erinnert mich doch heftig an die gesamte Branche, die den Mund so gut wie immer zu voll nimmt. Das kommt gar nicht gut an – doch ob die Dating-Branche hier lernfähig ist? Der Singlebörsen-Vergleich stellte jedenfalls in seiner Marktstudie fest, dass mehr Verbraucherschutz, qualifizierte Benutzer und eine kritischere Presse dazu geführt hätten, dass sich die Branche nicht mehr so viele Tricks leisten kann wie zuvor.
Der Sommer ist die Ursache
Der Sommer hinterlässt seien Spuren – ich schreibe deutlich weniger als sonst, nicht wahr? Wenn Sie sich wundern sollten: Es ist jetzt wirklich Sommer. Weiter nichts.