Die Woche: Tacheles zu Sex, Täuschungen und Enttäuschungen
Ich habe meine Gründe, warum ich nicht ständig über „Dating“ rede. Es ist ähnlich wie beim Fußball: Die Expertenmeinung verschwindet im Gesprächsrauschen derer, die von wenig sehr wenig wissen, aber viel darüber reden. Ob ich mir nun (noch) eine Expertenmeinung zutrauen kann oder nicht, lasse ich mal meine Leserinnen und Leser entscheiden. Nur so viel: Die Regeln für die Beziehungen zwischen den Geschlechtern haben sich nicht verändert, bestenfalls ein paar äußerliche Umstände.
Nebelkerzenwürfe und Falschinformationen nehmen zu
Und nun will ich wirklich mal Tacheles reden: Heute gibt es viel zu viele Menschen in der Branche und außerhalb der Branche, die Nebensächlichkeiten, Wildwuchs und „Beikräuter“ als Themen hochjubeln, um ihre Unkenntnis zu verdecken. Ja, es geht immer noch dümmer, noch populistischer, noch fadenscheiniger. Und das nervt definitiv. Muss mal gesagt werden.
Alle Probleme der Partnersuche sind bekannt – aber nicht die passenden Lösungen
Nachdem es gesagt ist, noch etwas: Alle allgemeinen Probleme der Partnersuche sind bekannt. Und sämtliche (angebliche) Lösungen wurden schon beschrieben. Nur machen alle einen Fehler, die darüber erden (auch ich manchmal): Es gibt keine Lösungen zu kaufen, die man wie eine neue Druckerpatrone einlegt und dann läuft’s wieder wie geschmiert. Denn ich kann’s gar nicht oft genug sagen: Probleme fallen nicht vom Himmel. Sie sind ein Warnzeichen von Körper, Geist und Psyche, dass etwas geändert werden muss. Und das, was geändert werden muss, kann nur derjenige herausfinden, den es betrifft. Und genau da hapert es. Dafür gibt es zwar möglicherweise Gesprächs- oder Verhaltenstherapeutin, aber die sucht der (die) Deutsche nun schon gar nicht auf. Mögen andere sagen, was sie wollen: Was in Jahren verkorkst wurde und noch dazu hübsch gepflegt wurde, verschwindet nicht in ein paar Wochen.
Das angebliche Schicksal von Dauersingles und Dauerjungfrauen
Das Thema Dauersingle ist ähnlich fehlbesetzt wie das Thema Dauerjungfrau. Man hilft jemanden nicht, indem man sein „Schicksal“ herausstellt, sondern indem man ihn dazu führt, sich über sein Verhalten Gedanken zu machen. Ich sage dazu immer einen Satz: Das gegenwärtige Verhalten mag ja erbärmlich sein, aber es ist bekannt. Jede Änderung aber erscheint dem Betroffenen gefährlich, weil er damit unbekanntes Terrain betritt.“ Und was noch fehlt, ist dies: was bedeutete es eigentlich, „nie Sex gehabt“ zu haben? Darauf gibt es Antworten, udn sie werden vielen, die sich als männliche oder weibliche Jungfrauen bezeichnen, nicht gefallen.
Populistischer Unfug über Sex und Liebe
Einfach, dummdreist, am Kiosk verkäuflich, im Netz spektakulär – das scheint auch das Motto zu sein, wenn man titelt: „Liebe ist stärker als Sex“. Das taugt zum Schnattern, hat aber so viel Sinn wie „Puppen sind stärker als Teddybären“. Am Ende wird da ein bisschen sogenannte „Wissenschaft“ unterlegt – und fertig ist die Verdummung.
Wie süße Lügen und ekstatische Orgasmen zusammenhängen könnten
Na gut – Dummheiten zu erzählen, die gut in sinnlichen Öhrchen klingen, ist ja eine der Stärken der Liebesflüsterer und Verführerinnen. Das weicht die Psyche auf und lässt die noch gehemmten Säfte fließen. Und selbst, wenn alles nur Lug und Trug ist, ja selbst dann, wenn der Partner gar nicht gemeint ist: Fantasien beim Sex sind ziemlich üblich, weil sie die Lust anheizen. Und sie sind gar nicht so übel, weil sie zu intensiveren Orgasmen führen. Denn Orgasmen gibt’s nicht aus Liebe, sondern aus einer Mischung zwischen Botenstoff-Cocktails, Sinnlichkeit und Körperbewusstsein. Und dabei helfen extreme erotische Gedanken unheimlich. Nur: Erzählen Sie das nie ihrem Partner oder ihrer Partnerin.
Übrigens freut mich, wenn Sie zu einem der Themen anderer Meinung sind. Nur tun Sie mir dann den Gefallen, genau zu sagen, was sie eigentlich meinen.