Nackt-Dating – was es nicht gibt, gibt’s nicht außer im TV
Im wilden Osten, wo einst die Freikörperkultur ein beliebtes Symbol der Freiheit war, waren nackte Körper durchaus üblich, und die Schamgefühle gegenüber Nacktheit lagen deutlich niedriger als im Westen.
Aber ein Nackt-Dating? Nein, das konnte man sich wahrlich nicht vorstellen. Eher schon die mit Psycho-Glanz umkränzten Nackt-Encounter oder sonst wie angeblich „psychologisch“ angehauchte Sitzungen, bei denen es hübsche (und weniger hübsche) Frauenbrüste zu sehen gab. Wichtig war, dass ein echter Shrink die Veranstaltung leitete, und dass wenigstens zwei oder drei der Teilnehmer die Psychosprache beherrschten. Das „Motto“ der Veranstaltungen ließ sich in einem Satz zusammenfassen: „Der Körper lügt nicht“ – und damit er bestimmt nicht „lügt“ mussten eben die immer sichtbaren Brüste und die selten sichtbaren Vaginen nackt sein.
Es waren Sandkastenspiele für Erwachsene mit Edel-Umhängemäntelchen – und alles verschwand, so wie es gekommen war. Angeblich sollen noch ein paar überaus peinliche Videos von damals existieren – aber bis ins Internet haben sie es dankenswerterweise nie geschafft.
Doch gab es nicht doch Nackt-Dates? Dates im Dunkeln, bei dem man nicht sehen konnte, wen man berührte? Oder wie war es mit den Partyspielen, auf denen das Nackt-Blindekuh erfunden wurde?
Es gab immer wieder Gerüchte, dass irgendwo Nackt-Dates angeboten wurden. Speed-Dating wäre eine hervorragende Gelegenheit gewesen, das Possenspiel wieder zu beleben, aber das war den Veranstaltern offenbar zu heikel. Also blieb es bei „neckischen Spielchen“ unter Freunden, die kaum erregender waren als „Truth or Dare“-Spiele. (Wahrheit oder Pflicht).
Bis – ja bis eine niederländische Produktionsfirma auf die Idee kam, billigsten Dating-Klamauk mit Dschungel, Strand- und Robinson-Elementen abzumixen. Das Ding heißt „Adam Zkt Eva“ – also „Adam sucht Eva“. Wie sinnig.
Und natürlich weiß es das gesamte deutsche Volk, seit BILD die Meldung veröffentlichte: „Dating im TV: Jetzt drehen die Holländer nackig!“ Ja, das tun sie. Männer- und Frauenkörper am Strand und in einem angeblichen „Dschungel“ – und nackt – richtig nackt, vom Scheitel bis zur Sohle. Das gibt es selbst bei EUrotic erst, wenn die Kinder im Bett sind.
Der Entwurf der Show ist absolut geistlos: Angeblich gehen zwei Menschen nackt auf eine einsame Insel, um einander kennenzulernen. Angeblich kommen sie dort „getrennt mit einem Boot“ an, und müssen sich „durch den Dschungel schlagen“. Wahrscheinlich ist das Fernsehteam dann ganz zufällig dabei, wenn sie einander nackt begegnen – das dumme Volk will verarscht werden, und das Fernsehen ist derzeit das geeignetste Medium. Um der Sache neben dem zweifelhaften voyeuristischen Genuss ein Minimum an Spannung zu geben, tritt noch eine Konkurrentin (oder ein Konkurrent) an.
Im Video konkurriert eine wirklich schön gewachsene Frau mit Model-Figur mit einer körperlich eher üppig ausgestatteten Alltags-Brünette. Falls Sie noch nicht genug haben: Auch für Extremvoyeure soll die Show etwas zu bieten. Zum Beispiel einen Strip auf „einem selbst gezimmerten Floss über den smaragdgrünen Ozean“ oder einen Boxkampf zwischen Frau und Mann am Strand von – wie war das noch – „Mogo Mogo“. Dabei schämt sich die Darstellerin angeblich, weil sie so kleine Brüste hat.
Wie es endet, weiß ich nicht – ein öffentlicher Dreier wäre wohl sogar für die seltsam veranlagten Dating-Show-Glotzer zu viel. Also vermute ich mal: Zwei kriegen einander oder auch nicht. Und behalten in jedem Fall die Gage.
Sollten Sie der niederländischen Sprache mächtig sein: Dann bitte hier weiterlesen.
Beste Beschreibung in Deutsch: 20-Minuten-Bericht.
Hinweis: Das Bild zeigt die beiden Konkurrentinnen im Vergleich. Standfotos aus dem Video.