Das Gewissen plagt die armen Frauen … wie schrecklich!
Nein, es ist nicht das erste Mal, dass ich über lachhaft Wissenschaftler kalauere. Aber mir geht so langsam auf den Senkel, wie von Wissenschaftlern Keile zwischen Frauen und Männer getrieben werden, nur um die eigenen Standpunkte zu rechtfertigen.
Gemeint sind die unseligen Forscher aus den USA, die mit Macht ihre wissenschaftliche Ausrichtung, die Evolutionspsychologie, auf sexuelle Themen zwischen heutigen Frauen und Männern ausweiten wollen. Sobald es die Forscher nämlich schaffen, in einem Wissenschaftsjournal veröffentlicht zu werden, gehen die Nachrichten (meist via Daily Mail) auch an die deutsche Presse. Die ist bekanntlich völlig unkritisch gegenüber „Wissenschaftlern“ und versucht stattdessen, die an sich schon fragwürdigen aussagen noch journalistisch zu überhöhen, das liest sich dann so: (Zitat: Kölnische Rundschau)
One-Night-Stands und Seitensprünge – mit unverbindlichem Sex gehen Männer und Frauen sehr unterschiedlich um, zeigt eine Studie. Frauen bedauern solche Affären in der Regel. Männer bedauern, wenn es nicht dazu kommt.
Abgesehen von der sachlich falschen Verallgemeinerung, dass Frauen „in der Regel“ sexuelle Eskapaden und den frühen Verlust der Jungfernschaft bedauern, wird hier in wenigen Sätzen ein perfides Geschlechterklischee verbreitet.
Die Zahlen der schon an sich äußert fragwürdigen Studie, die auf sexuelle Reue fixiert war und somit keine andere Deutung des Verhaltens zuließ, belegen keinesfalls die im Artikel der „Kölnischen Rundschau“ hervorgehobene Behauptung. Demnach waren es lediglich zwischen einem Fünftel und einem Viertel der Befragten Frauen, die sich dahin gehend äußerten, was letztlich bedeutet: Die große Mehrheit (76 bis 83 Prozent) hat sexuell möglicherweise gar nichts zu bereuen.
Die Aussagen in deutschen Medien sind ohnehin oft lachhaft, um nicht zu sagen, manipulativ. Denn nach dem Artikel der „Kölnischen Rundschau“ wird der Leserschaft suggeriert, dass ausschließlich Frauen bedauern, „falschen“ Sex gehabt zu haben. Man sollte den deutschen Journalistinnen und Journalisten raten, wenigstens einmal die Daily Mail genau zu lesen, in der es heißt:
Mehr Frauen (17 Prozent) als Männer (10 Prozent) nannten den Spitzenreiter der Bedauernsskala): „Sex mit einem körperlich unattraktiven Partner“.
Dieser Satz erhellt auch die Methoden, die hinter der Studie standen. Oder flapsiger ausgedrückt: Wenn der Typ im Bett kein Adonis, Prinz, Popstar oder Sportsmann war, sondern der Nachbarsjunge, dann lief etwas schief im Leben der Prinzessin. Damit ich die 10 Prozent der Männer nicht vergesse, hier noch einmal die Version für Feministinnen. Zehn Prozent der Männer bedauern also, dass sie schon einmal mit einer Frau geschlafen haben, die weder eine Miss, noch ein Pornostar, noch eine Prinzessin war.
Wissen Sie, was mich am meisten ärgert? Wie sehr das Wort „Bedauern“ in der Studie pervertiert wird. Es sollte nicht für ein paar Krokodilstränen missbraucht werden.
Im Original hier die Aussage Daily Mail.: More women (17 per cent) than men (10 per cent) included ‚having sex with a physically unattractive partner‘ as a top regret.