Woche 4/2010 in Dating: Kundenschutz, Datingprofile und Moral
Wo Licht ist, ist auch Schatten – und diese Woche verbleiben manche Zweifel, was wirklich gut für Partnersuchende ist. Sie begann damit, dass mal wieder Scammer in die Presse kamen: Das sind Betrüger, die von fast unidentifizierbaren Terminals in aller Welt falsche Botschaften unter anderem an Partnersuchende verschicken: Diesmal war es ein angeblich „schwedischer Ingenieur“ aus Nigeria – meist sind es junge Frauen, die voll vom Christentum sind und die nichts als Liebe suchen, egal, welches Alter und welche Hautfarbe man hat. Leute: In Wahrheit handelt es sich zu einem großen Teil um afrikanische Jungs, die ihre Datingprofile und ihre Kommunikation auf jeden Bedarf einrichten können: Mann oder Frau – egal, schwarz oder weiß – egal, alt oder jung – nach Geschmack. Sie spielen mit der Liebesgier – ein Sch***spiel, wenn Sie mich fragen. Das Hauptproblem: Diese Leute haben nicht einmal ein Unrechtsbewusstsein. Was neu war in diesem Fall: Man bediente sich einer bekannten Singlebörse – das tut weh, und man fragt sich natürlich, wie wichtig Singlebörsen der Kundenschutz ist.
Der Schutz des Kunden wird sowieso Thema werden, seit ein Portal anbietet, Single-Zeugnisse zu erstellen. Ich habe bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die Unternehmer der Dating-Branche ihren Kunden großenteils den Persönlichkeitsschutz garantieren – und bin gespannt, wie sie auf die neue Herausforderung reagieren werden. Die WELT war wohl der Auslöser mit einem Artikel über den Datenschutz für Singles und damit geriet die entsprechende Webseite unter Beschuss.
Mit kühlem Kopf und heißer Tastatur schreibe ich weiter an meinem Ratgeber, in dem Profile eine große Rolle spielen – nein, wie sind noch lange nicht damit fertig. Das Kurzprofil wurde am Montag behandelt, etwas über das ausführliche Profil erfuhren Sie am Donnerstag sehr viel –aber eben noch nicht alles, und wer glaubt, dass ein (zudem englischsprachiger) Profilgenerator helfen kann, der ist nahe am Glauben an Horoskope. „Entlarven“ wollte übrigens OK Cupid vier angebliche Mythen des Profilfotos – ich habe selten etwas Dümmers über Fotos in Datingprofilen gelesen. Wenn Sie, liebe Freundinnen, ein Foto mit einem DD-Busen in ein Profil stellen, dann bekommen Sie auch jede Menge Zuschriften – fragt sich nur, welche. Natürlich, natürlich, wenn Sie zwischen 18 und 25 sind, wenn also Ihre Pubertät noch mitten im Gären ist, dann helfen Ihnen vielleicht die „Hi-Hi-Fotos“ mit der Webcam oder dem Handy. Ansonsten aber – vergessen Sie am besten, was Sie dort lesen, und bleiben Sie beim Bewährten.
Apropos Singlebörsen – nicht immer und überall ist sicher, dass Menschen dort Begegnungen suchen – manchem reicht schon der Kontakt – sexy Flirts per Email? Mhhh –sehr sinnlich. Aber nun mal keine gute Idee, für eine Beziehung.
Was mir sonst noch auffiel – nun, ich echauffiere ich mich über die Moralvorstellungen mancher Befürworter von Seitensprüngen. Nicht wegen der Seitensprünge selbst – sie passieren, seit die Menschen die Ehe erfunden haben. Sondern wegen der Moralvorstellung: Öffentlich agierende Ehebrecherinnen sind edle Menschen, die nur Gutes für sich und andere wollen, während käufliche Geliebte, gleich welchen Kalibers, zu den bösen Frauen dieser Erde gehören – und wenn sie nicht selber falsch und verschlagen sind, dann sind es die Umstände, die sie dazu machen. Das müsste wohl noch mal diskutiert werden: sexueller Eigennutz zulasten des Ehepartners mit Schwangerschafts- und Geschlechtskrankheitsrisiko sowie Scheidungspotenzial ist besser als Gelderwerb durch Verkauf sexueller Dienste mit Kondom und „Schön war es – auf Wiedersehen“? Nein, danke für solche Moralvorstellungen. Apropos Kondome – da fand ich was wirklich Süßes für das Wochenende. Übrigens: Ihr Lexikon ist möglicherweise jugendgefährdend, falls der Begriff „Oralsex“ drinsteht.
Datingtipps gab es diese Woche auch: Schicke von PARSHIP und einen einseitigen, aber sinnreichen von uns.
Bleibt die leidige Wissenschaft. Sie hat mal wieder was festgestellt: Frauen haben eine andere Sexualität als Männer. Wer hätte das gedacht … nun wissen wir es – dank eines Interviews mit Volkmar Sigusch – das hätte er sich wirklich schenken können.
Zuletzt das Allerletzte: Frau Tila Tequila ist angeblich/tatsächlich/vermeintlich schwanger und hat gerade mit der Vermarktung einer Rührgeschichte darüber begonnen – ich erwarte noch mehr Rührstückchen ähnlicher Art, bevor das Kind geboren wird, wenn es den wirklich existiert.
In diesem Sinne: Bleiben Sie mir treu – sie ersparen sich mit dem Lesen der Liebepur das surfen durch Hunderte anderer Seiten.