Der FOCUS erklärt, wie nackte Unterkörper das Kennenlernen beflügeln
Der FOCUS erklärt uns die Welt des Kennenlernens, und die Lieschen Müllers dieser Welt dürften nun Hopser machen: Ach, sooo ist das! Die Erklärbären der Redaktion beginnen zunächst verwirrend und titeln:Völlig verrückt, aber sinnvoll: Dating-Show in England führt Kandidaten jetzt nackt vor.
Womit das Wort „sinnvoll“ eingebracht wäre. Nun muss nur noch dazu kommen, ob die Unterleibs-Show aus England auch „der Wissenschaft standhält“. Und natürlich ist die Antwort: ja!
Und also – da hätten wir’s, denn „Schon der erste Blick entscheidet darüber, ob wir einen anderen Menschen attraktiv finden.“ Weiter sagt FOCUS, dieser „check“ dauere nur 100 Millisekunden. Das sind 0,1 Sekunden. Und in der Tat glauben manche Wissenschaftler, dass der „erste Eindruck“ in so kurzer Zeit gebildet werden kann. Der Grund liegt allerdings darin, dass unsere Urahnen innerhalb kürzester Zeit entschieden mussten, ob sie besser abhauen sollten, weil ein Feind naht, oder stehen bleiben, weil es ein Freund sein könnte. Unbestritten ist, dass dabei auch die Attraktivität eine Rolle spielt, denn auch über Sex oder nicht Sex musste schnell entschieden werden. Aber das geht’s schon los mit der Schieflage. Denn einen Unterleib wahrzunehmen, heißt keinesfalls, eine Person wahrzunehmen. Sollte eigentlich jedem bekannt sein – aber na ja, nicht jeder weiß, worüber er schreibt.
Und dann sind da die Zauberkräfte, die Pheromone. Denn: Wir müssen den anderen auch „riechen“ können. Der FOCUS sagt uns, dass wir „Über unseren Geruch Pheromone“ verströmen. Das seien, so FOCUS, „chemische Botenstoffe des Körpers die signalisieren, ob das Erbgut zweier Menschen gesunde Kinder hervorbringt.“
Eigentlich sind es HLA-Immungene, die verdächtigt werden, auf das Erbgut hinzuweisen, aber nun ja – warum denn so genau? Reicht nicht der Hinweis auf „Pheromone“, also Botenstoffe, von denen einige verdächtigt werden, den Wunsch nach Geschlechtsverkehr beim Menschen auszulösen? Immerhin funktioniert dies bei der Lebensmittelmotte. Die allerdings wird inzwischen im Rahmen der bilogischen Schädlingsbekämpfung mit derartigen Stoffen in den sicheren Tod gelockt. Ob’s beim Menschen funktioniert, ist umstritten. Nicht die Sache mit dem sicheren Tod in der Leimfalle mit Pheromonen, wie bei der Motte, versteht sich.
Vorläufig brauchen Sie noch keine Angst zu haben, in Sexlockfallen kleben zu bleiben – schon gar nicht, wenn Sie den Unterleib üblicher Zeitgenossinnen (und Zeitgenossen, versteht sich) betrachten. Da gilt eher: Flüchten oder Standhalten?