Das Imperium schlägt zurück: Apps sind toll, oder?
Wehe, jemand hätte vor dem Platzen der Dot-Com-Blase das Ende der aufgeblähten Dot-Coms vorausgesagt. Und jetzt, da es immer schwieriger wird, Apps an den Markt zu bringen, darf man vor allem eines nicht tun: Auf die Gefahren der Investition in Apps hinweisen.
Allerdings ist die Betrachtungsweise wichtig: Welche Apps ersetzen nur Webseiten, und welche sind so neu und innovativ, dass wir alle sie nutzen werden? Und welche sind absolut unnötig, aber dennoch wirtschaftliche Erfolge, weil sie uns mit Illusionen Geld aus der Nase ziehen?
In einer Hinsicht hat der Autor Christian Henschel, der Apps verteidigt, recht:
Heute ist es nicht mehr entscheidend, wie viele Downloads generiert werden, sondern, ob diese neuen User wirklich aktiv sind und wie intensiv deren Nutzungsverhalten ist. Entscheidend ist also der durch die User-Aktivität gemachte Umsatz – und nicht die Downloadzahl.
Allerdings – wenn App-Entwickler ihre Geldgeber blenden wollen, dann sprechen sie doch schrecklich gerne von „Downloads“ und „Usern“ – vor alle dann, wenn sie nichts verdienen.
Apps „sparen“ keine Zeit – sie stehlen Zeit
In einem anderen Punkt widerspreche ich energisch – die App-Entwickler wollen uns suggerieren, Apps würden „Zeit sparen“. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist ja nicht wichtig, ob wir angeblichen Freunden damit imponieren wollen, dass wir gerade in New York sind – interessanter wäre, wie man mit Apps sinnvoll Zeit einsparen könnte. Und da liegt der Hase im Pfeffer: Jede App kostet Zeit, und diese Zeit gibt es nicht zurück. Am Ende des Tages haben die Apps also mehr Zeit gefressen als sie angeblich „eingespart“ haben. Und genau da liegt er Trick: Wir verbrauchen mehr Zeit, als uns die App zurückgibt. Apps binden also Zeit. Und nicht nur das: Diese Zeit muss ja anderwärts gestohlen werden. Setzen wir noch eines oben darauf: Apps fressen unsere Zeit auf, geben uns dafür nichts zurück und sind noch so rotzfrech, uns dabei mit Werbung vollzumüllen und unser Verhalten auszuspionieren.
Apps sind toll? Vergessen Sie es. Nur wer einige wenige Apps sinnvoll nutzt, hat einen Vorteil davon. Der Rest der „User“ verschwendet damit seine an sich wertvolle Zeit an Leute, die an nichts als Geld interessiert sind.