Die Woche: Kritisch sein – gegenüber Trends, Etikettierungen und Frauen
Im Sommerloch sind Apps heiß – „ach, Frau Dingeskirchen, Sie könnten eigentlich mal einen Selbsttest auf Tinder machen?“ Klar – bringt Leser. „oh, was hat die/der denn da gemacht, und wie sieht das im Vergleich zu dem aus, was ich erreiche?“ Das ist das Kalkül. Sommerloch eben. Etwas schärfer ging da schon eine New Yorker Journalisten vor, die Männer fragte, wie sie die Tindrellas ins Bett lotsen, und die Tinder-Frauen mussten zugeben, dass sie das ja eigentlich ganz gut wissen. Was das auslöste? Vor allem Empörung bei Tinder.
Ins Sommerloch passt auch ein Artikel, warum, „Frauen die erste Hürde nicht schaffen“ bei der Partnersuche. Wer lange genug am Zeigefinger saugt, wird schon etwas finden, worüber man mal schreiben könnte, nicht wahr? Zum besipiel darüber, dass frau gelegentlich auch masturbiert, wenn sie denn gar keine „Hürde“ geschafft hat. Nur: wovon träumt sie dann?
Freiheit statt Etikettierungswahn
Ich bin bekannt dafür, der Wahrheit nachzuspüren und die Bevormundung durch Staat, Gesellschaft, Kirchen und Gutmenschentum zu brandmarken. Liberalismus bedeutet für mich, das persönliche Glück, die Liebe und auch die Leidenschaft in den Vordergrund zu stellen. Doch es ist nicht immer die Mehrheit, die versucht, das Individuum zu etikettieren, abzustempeln und einzuordnen. Neuerdings wird dies auch durch Minderheiten versucht. Klartext: „Wenn wir homosexuell (oder sonst wie LGBT) sind, habt ihr euch als Heteros zu bezeichnen“. Was aber, wenn wir solche Etiketten ablehnen? Der Widerstand gegen diesen Etiketten-Terror beginnt erst – und das Blümchen ist noch schwach.
Die Branche – nicht transparent und wenig innovativ
Datentransparenz – das ist für Datenschützer ein Stichwort, für die Unternehmen im Online-Dating-Bereich aber ein Reizwort. Am liebsten würden sich die Branchengrößen gar nicht in die Karten gucken lassen. Und bei vielen Sex-Dating-Unternehmen steht schon in den wenig gelesenen AGB, auf was man sich einlässt: Weitergabe der Daten, erotische Bespaßung durch Mitarbeiter, die als Fakes auftreten – und vieles mehr.
Die Branche – nun ja. Sie ist nach wie vor verunsichert. Ob sie den Wandel im „Datingverhalten“ der Menschen verkraftet? Und was ist es überhaupt, was da gerade passiert? Möglicherweise dies: Die Genration Y will anders leben, als dies den Dinos der Branche recht ist – aber es mag auch andere Gründe haben, die nicht immer „Smartphone“ Dating heißen. Vielleicht – nun vielleicht ist „Smartphone-Dating“ nach dem Muster von Tinder gar nicht das, wofür es die Presse hält. Und wäre das so, dann würde demnächst ein Markt-Vakuum entstehen. Reine Spekulation? Im Moment sind so gut wie alle „Trends“ restlos ausgelutscht.
Partnersuche – warum sie oftmals schwierig ist
Partnersuche ist oftmals recht schwierig – nun ja, wem sage ich das? Und Begriffe wie „Schönheit“, „Liebreiz“ oder auch „die große Liebe“ werden verhökert wie warme Semmeln. Was beispielsweise dazu führt, dass wir nicht mehr die Schönheit im anderen suchen, sondern uns an seiner aalglatten Fassade aufgeilen. Ich habe das zum Thema gemacht und plädiere dafür, Menschen mit Ecken und Kanten kennenzulernen – und pssst .. die absolut glattgeleckten haben die Ecken und Kanten innen. Ob man im „richtigen Leben“ mit dem Klischee der „körperlichen Attraktivität“ richtig liegt? Ich habe da meine Zweifel.
Frauen halten zusammen – solange sie sich Gegner aufbauen
Ja, „Frauen müssen zusammenhalten“, nicht wahr? Also schreiben alle bedeutende Redakteurinnen, Redaktionsleiterinnen und selbstgefällige schreibende Feministinnen derzeit polemische Artikel über „Amnesty International“. Das Anliegen von Amnesty (Straffreiheit für Prostituierte) interessiert sie dabei kaum, sie haben vielmehr das „Große und Ganze“ in ihren Köpfen, und das heißt: Prostitution ist ekelhaft und menschenverachtend und deshalb eben auch so etwas wie „kriminell“.
Psychische Gewalt von Frauen gegen Männer wird verniedlicht
Apropos Klischees und apropos Frauen. Wenn Frauen zu Gewaltmitteln wie die psychische Erpressung greifen, dann wird das von manchen Autorinnen und Forenreiterinnen als richtig bezeichnet. Na klar – Gewalt durch Frauen ist immer legal, Gewalt gegen Frauen immer illegal, und den Weihnachtsmann gibt’s wirklich. Ach ja: Empfehlen diese Damen auch, den Ehemann beim Verdacht des Ehebruchs zu foltern? Das würde in die Argumentation „der Zweck heilt die Mittel“ ja passen.