Die Welt des Scheins und des Seins
Was der Herausgeber sich so denkt
Da ist der Prinz, dort der Kasper und im Wald der böse Räuber. Hier ist die Prinzessin, dort die Gretel und im Wald die böse Hexe. Erinnerungen an die Kindheit? Nein, Rollenspiele. Sie sind Bestandteil ihrer Realität, vom Kindergarten über die Schule bis zum Berufsalltag. Sie können es, sie dürfen es und bisweilen müssen Sie es: Rollen spielen.
Ihre Rolle beim Dating ist Ihre Rolle im Leben: Versuchen Sie gar nicht erst, etwas anderes zu sein. Ignorieren Sie Tipps und Tricks. Zwar funktionieren diese alle irgendwann einmal, aber eben nicht jederzeit und nicht für jeden – und ihre Wirkung verpufft schnell.
So, wie Sie sind, sind sie der richtige Partner. Schminken ist erlaubt, um die kleinen Mängel zu übertünchen – mehr aber nicht. Ihr Blinddate hat sie ohnehin schon gemustert, bewertet und eingeordnet, bevor Sie sich überhaupt hingesetzt haben.
Haben Sie Angst, Sie könnten etwas Falsches sagen, etwas offenbaren, die Situation vermasseln oder sonst etwas? Warum eigentlich? Sie gehen doch sonst auch mit Menschen um – und ich hoffe, Sie meistern diese Situationen. Warum sollten Sie bei einem Blinddate Angst haben, die Show zu vermasseln? Bestenfalls, wenn Sie etwas spielen, was Sie nicht sind.
Das Internet ist eine Welt des Scheins, nicht des Seins. Lesen Sie genau hin, hören Sie genau hin, sehen Sie genau hin, wenn Sie Kontakt mit ihrem Partner haben. Stellen Sie die gleichen Fragen, die sie wohlwollend auch sonst einem Fremden stellen würden – dann trennen Sie schnell den Schein vom Sein.
Falls Sie nicht anders können, als edler Ritter oder böse Hexe zu spielen: Es gibt sie ja, die Spielplätze im Web – von Chats über MySpace bis zu SecondLife. Dort wäre ihr Platz – und nicht bei Flirtportalen.