Der Glaube und die „Große Liebe“
Eine Volksbefragung soll ergeben haben, dass 86 Prozent der Deutschen an die „Große Liebe“ glauben. Es ist damit offenbar die größte Glaubensgemeinschaft in Deutschland, denn was bitte, soll der dümmliche Spruch „ich glaube an die große Liebe?“ eigentlich bedeuten?
Manfred Hassebrauck, der dazu befragt wurde, zog sich elegant aus der Affäre, indem er sagte:
Typisch ist vor allem Vertrauen, sich um den anderen kümmern, für ihn da sein, Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit und gegenseitiger Respekt.
Also – wenn eine Beziehung nicht einmal das beinhaltet, dann ist es keine. Gegenseitiger Respekt ist auch dann nötig, wenn von Liebe gar nicht die Rede sein kann, aufrichtig sollten wir gegenüber jedem Freund sein, und Verlässlichkeit ist in vielen Liebesbereichen gefragt. Das soll die „große Liebe“ sein?
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – ich fühle mich von Hassebraucks Aussage „verhohnepiepelt“ – doch als ich noch ein paar Zeilen weiterlese, weiß ich, dass der Zusammenhang wirklich konstruiert ist,, denn der Redakteur bei Friendscout 24 schiebt noch nach:
Diese und ähnlich Merkmale charakterisieren auch die Erwartungen, die Menschen an eine gute Beziehung haben.
Aha – also nicht an die „große Liebe“. Dachte ich es mir doch.
Und die „große Liebe“ selbst? Sie gehört zu den vielen „Absoluten“, in denen wir nicht an die Bedingungen von Freud und Leid, Begierde und Erfüllung“ und ähnlichen einschränkenden Lebensbedingungen gebunden sind. Weil es „das Absolute“ aber außerhalb der „Überhöhungen“ von Göttern und Götzen nicht gibt, ist die „Große Liebe“ nichts als eine (oft nachträglich überhöhte) Illusion.
Wenn ich Ihnen persönlich etwas raten darf: Suchen Sie die „Große Liebe“ gar nicht erst, sondern suchen Sie jemanden, mit dem Sie sich wohlfühlen. Das reicht völlig.
Dieser Beitrag wurde unter Verwendung von Pressematerial der Quelle „Friendscout 24“ veröffentlicht.