Die Online-Partnersuche ist kaum anders als jede andere Partnersuche
Seit sich Forscher für Online-Dating interessieren, finden sie allerlei „heraus“, was messbar und statistisch darstellbar ist. Sie sind damit eindeutig im Vorteil gegenüber anderen Wissenschaftlern, die sozusagen die Spezies Mensch bei ihren Paarungsversuchen in Feld und Flur beobachten müssen.
Heißt im Klartext: Wenn Sie heute forschen wollen und dabei schnell zu Ruhm und PR-Rummel kommen wollen, dann müssen Sie Online-Dating beforschen – alles andere dauert viel zu lange und ist viel zu aufwendig. Noch krasser: Erbsenzählen zahlt sich aus, Umsicht schadet dem Ruhm.
Forscher erwecken den Eindruck, als gäbe es eine Realwelt, in der sich Hans und Grete anlächeln und früher oder später paaren, und eine Parallelwelt, in der über Markus und Hannah Daten abgemischt werden, bevor sie verkrampft miteinander Kontakt aufnehmen.
Dümmliche Annahmen – in der Realwelt ist alles viel einfacher
Doch ist das wirklich so? Bevor sich Hans und Grete anlächeln, muss ja etwas geschehen: Sie müssen tatsächlich aneinander Gefallen finden. Meist ist dies ein längerer Prozess, der auch nicht immer „glatt läuft“, sondern durchaus Wellen wirft. Vielleicht hat Grete noch jemanden, den sie gelegentlich trifft, mit dem aber alles nicht so gut läuft. Und vielleicht ist Hans im Zweifel, ob Grete, Tochter aus konservativem, provinziellen Elternhaus, wirklich zu Hans, dem offenen Großstadtkind, passen könnte.
Der einzige Unterschied: Hans und Grete lernen sich anders kennen. Bei ihnen ist die Begegnung zufällig und ungeplant, während sie bei Markus und Hannah in der Absicht beginnt, möglichst bald eine Partnerschaft einzugehen. Und die „Passung“, das „Matching“ bei Markus und Hannah? Es ist ein Trick, um Begegnungen zu erleichtern, weiter nichts. Er hat keinen Einfluss auf das, was beide erwartet.
Nach ein paar Monaten haben alle Paare die gleichen Freuden und Sorgen
Spätestens nach ein paar Monaten gibt es keinen Unterschied mehr zwischen den Chancen und Risiken der Partnerschaft, denn beide Paare müssen versuchen, ihren Alltag zu zweit in den Griff zu bekommen. Für beide Paare wird sich das Leben ändern, und beide werden davon zuvor andere Vorstellungen gehabt haben als hernach.
Ein Paar zu werden wird oft unterschätzt
Der wesentliche Unterschied zwischen „Single sein“ und „ein Paar sein“ besteht darin, außer einem „Selbst“ auch noch ein „Wir“ zu haben. Und dieses „Wir“ ist eine kühne Konstruktion, manchmal ein Markenzeichen, manchmal eine Illusion, und oftmals auch eine Realität, die man zuvor verkannt hat. Man wird von Freunden teils freundlich, teils distanzierter behandelt. Behörden und Banken interessieren sich für Einkünfte, Vermögen und Schulden beider Partner, und von der Bausparkasse wird man als „Eheleute“ angesprochen. Und letztendlich trägt man als Wirtschaftspartner oder Eltern gemeinsam Verantwortung.
Das alles soll so schrecklich unterschiedlich sein zwischen „online“ und „offline“?
Nein, auf gar keinen Fall. Online-Partnersuche ist anders, weil man sich für eine aktive Partnersuche entscheiden muss, bevor man sich dort umsieht. Das ist letztendlich der einzige wirklich wichtige Unterschied.