Forscher-Tralala: Online Dating bringt stabile und instabile Ehen hervor
Wenn der Forscher kräht auf dem Mist, wird die Wahrheit anders oder sie bleibt, wie sie ist. So ungefähr könnet man den Status der „Forschungen“ an Online- und Offline-Paaren ausdrücken. Hatten noch 2013 einige Forscher behauptet, dass die Scheidungsraten bei Online-Paaren etwas geringer waren und und die Zufriedenheit etwas größer, so will jetzt eine Studie bewiesen haben, dass dies nicht so ist. Im Gegenteil – die Scheidungs- und Trennungsraten bei Online-Paaren seien deutlich höher, behauptet Forscherin Aditi Paul, die behauptet, ein sinnvolleres Verfahren verwendet werden zu habe: Sie bezog auch unverheiratete Paare in die Studie mit ein. Und kam ohnehin zu ganz anderen Ergebnissen.
Allerdings wurden in der Studie nur 90 verheiratete Online-Paare untersucht, wohingegen sich die Anzahl der Offline-Paare immerhin auf 1.786 belief. Zudem waren die Offline-Paare, die in die Studie aufgenommene wurden, bereits längere Zeit verheirateten oder lebten bereits lange Zeit in Beziehungen, was für die Online-Paare naturgemäß nicht zutrifft.
Ob das Verfahren ehrlich, sinnvoller oder glaubhafter ist?
Ich bezweifle es. Die Studie sagt möglicherweise etwas darüber aus, dass etablierte Beziehungen stabiler sind als junge Beziehungen – eigentlich nicht überraschend. Sie bietet aber keinen Vergleich zwischen ähnlichen Paaren, die erst kürzlich in die Ehe gestartet sind. Mit anderen Worten: Wenn heute je hundert Online-Paare und hundert Offline-Paare die Ehe eingehen, welche Ehe wird dann in zwei, fünf, 10 oder gar 20 Jahren noch bestehen?
Wie so oft wird auch bei Frau Paul kaum aussagekräftiges, vergleichbares Zahlenmaterial angeboten, dafür aber umso heftiger spekuliert. Neben drei Gründen, warum die Online-Paare gar nicht oder jedenfalls nicht so schnell heiraten, wird folgende abenteuerliche These vertreten:
Obgleich ein hoher Prozentanteil der Ehen in den letzten Jahren auf Online-Kontakte zurückgeht, könnte die Online-Partnersuche den Wunsch, zu heiraten, potenziell mindern.
Ach, und was machte die Presse aus der Studie? „Die Wahrscheinlichkeit, dass Online-Paare auseinandergehen ist drei Mal so hoch wie bei Offline-Paaren.
Klar, bis zur nächsten Studie – oder bis zum nächsten Märchenbuch.
Zum Nachlesen: Liebertpub und ncbi (Kontroverse Ergebnisse)