Begegnungen, Dates, Beziehungen – und warum Sex dazugehört
Je mehr Menschen am Sex beteiligt sind, umso mehr Begierden und Sichtweisen kommen zusammen.
Stella Harris
Der übliche Sex findet zu zweit statt. Ist es das „erste Mal“ für das neue Paar, dann haben wir also zwei Personen mit ziemlich unsortierten Begierden und mit Sichtweisen, die beide voneinander noch nicht genau kennen.
Das genau macht den Reiz von „ersten Begegnungen“ „spontanem Sex“ oder ONS aus. Wir erwarten, dass unser Partner uns überrascht mit seiner ungestümen Frische oder reichhaltigen Erfahrung, mit seiner naiven Geilheit oder routinierten Verführung – oder womit auch immer.
Wer eine Beziehung sucht, ist toleranter gegenüber dem ersten Sex: Er hofft, dass der Partner, dessen sexuelle Aktionen nicht ganz den eigenen Wünschen entsprachen, doch noch gelehrig sein könnte. Möglicherweise hatte sich in ihr/ihm lange Zeit sexueller Druck aufgebaut – na schön, der musste erst einmal heraus. Und die kleinen „Sonderwünsche“, die man da noch hatte – oh, die verschiebt man erst einmal, um den Partner nicht gleich zu vergrätzen. Beziehungen beinhalten ganz selbstverständlich Sex, denn ohne sexuelle Lüste würden die meisten Paare nicht zusammenkommen.
Machen wir uns bitte nichts vor: Wir leben nicht mehr um 19. Jahrhundert, wo man erst die verehelichte Partnerin in der Dunkelheit durch einen kleinen Schlitz im Nachthemd begattete, gleich, ob sie es mochte oder nicht. Heute geht jede Frau und jeder Mann mit gewachsenen Vorstellungen oder brennenden Wünschen in eine Begegnung hinein – gleich, welche Beziehung „angedacht“ war.
Wenn wir uns nicht einmal darauf einstellen können – ja, wie wollen Sie dann ein Leben miteinander teilen, dass ungleich mehr Chancen und Risiken beinhaltet als ein bisschen Sex?