Wer schreibt für liebepur?

TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste

Das ewige Lamento der Deutschen: Es ist aber nicht perfekt …

Was dieser Artikel mit der Partnersuche zu tun hat? Alles. Denn er handelt davon, dass Deutsche ständig unzufrieden sind, weil nicht alles perfekt ist. Wenn Sie nur wissen wollen, wie sich das auf die Partnersuche auswirkt, dann brauchen sie eigentlich nur den letzten Absatz zu lesen … es wäre aber schade.

Manchmal ist es ein Satz, der mich zum Nachdenken über die deutschen Grundhaltungen und Lebensweisen bringt. Diesmal stammt er von dem Journalisten Holger Witzel (Jahrgang 1968) , denn Dominic Welters in der LVZ einmal so charakterisierte:

Pöbel-Ossi Holger Witzel nutzt weiter jede Gelegenheit, den Besatzern aus den verbrauchten Bundesländern eine mitzugeben – vorzugsweise die Rückfahrkarte.

Doch es ist nicht das Pöbeln, auf das ich hinauswill – sondern der Drang nach Perfektion, der uns Deutsche daran hindert, zufrieden zu sein, zu genießen und Freude an Liebe, Lust und – in diesem Fall – an der gewonnen Freiheit zu haben.

Nun, und dies war der Satz aus der LVZ in einem neuen Interview mit Holger Witzel:

Ich denke aber, dass die Leute, die in und mit der DDR unzufrieden waren, heute allen Grund haben, verbittert zu sein, weil sie sich eine freiere Gesellschaft vorgestellt hatten.

Im weiteren wird dann noch von der „Grundkränkung“ und natürlich, denn auch das ist Deutsch, von dem Schuldigen gesprochen: den Wessis, die „alles umgekrempelt haben“.

Sehen, sie, das ist nicht Ossi-Denken, das ist schlicht und einfach – deutsches Denken. Reduziert man den Satz, so könnte man ihn so formulieren:

„Wenn ich nicht alles erreiche, was ich mir vorgestellt habe, habe ich Grund, verbittert zu sein. Und die Schuld daran sind die Anderen.“

Die perfekte Welt – ein deutscher Wunschtraum?

Oh ja – das erinnert mach an Vieles. Zum Beispiel an das besetzte Westdeutschland, deren Bürger sich nach 1946 wieder „nach der guten alten Zeit“ sehnten, in der Lieschen Müller „eine Juno statt einer Lucky“ rauchte, und man nicht mehr „den verrückten Boogie-Woogie“ tanzen würde. „In ein paar Jährchen, Kinder, das ist es wieder so weit …“ (1). Nein, man bekam von den Besatzungsmächten nicht das perfekte Schlaraffenland frei Haus zurück. Man musste sich neu orientieren, und die Trizone (die spätere Bundesrepublik Deutschland) war alles andere als perfekt dafür geeignet.

Gescheiterte Träume von der perfekten Welt

Im Grunde ist selbstverständlich, dass die Freiheit uns niemals in den Schoß fällt und dass Reste von Zwängen verbleiben, wenn man seine Ziele erreicht hat. Gammler, Hippies, die Flower-Power-Bewegung, New Ager, 1968er und Feministinnen mussten es erfahren, und jeder Angestellte, der zum Unternehmer aufstieg, weiß es auch.

Doch allzu viele Menschen fallen auf die Illusion herein, es gäbe sie, die perfekte Welt. Ich erinnere mich lebhaft an den Vulgärfeminismus, der den Frauen der endenden 1970er Jahre sinngemäß sagte: „Befreit euch – ihr habt nichts zu verlieren als eure Ketten.“ Traf man diese Frauen nach zwei Jahren wieder, so mussten sie zugaben, viel mehr als nur ihre Ketten verloren zu haben – und, was schlimmer war, sie hatten kaum Freiheiten hinzugewonnen, sondern sahen sich plötzlich mit neuen Zwängen konfrontiert. Man könnte man analog (und paradox) dazu sagen:

„Die Frauen, die in der Ehe unzufrieden waren, hatten allen Grund, nach ihrer Scheidung verbittert zu sein.“

Partnersuche ohne Perfektion – das bestmögliche reicht völlig

Ich hab zu Anfang geschrieben, Sie müssten bis hierher weiterlesen, wenn es um die Partnersuche geht.

Sehen Sie, dann könnte man doch diesen Satz formulieren:

„Die Menschen, die als Single unzufrieden waren, haben allen Grund, bei der Partnersuche verbittert zu sein.“

Natürlich stimmen all diese Sätze nicht. Wer eine Veränderung initiiert, aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, hat nicht den geringsten Grund, verbittert zu sein – aber einen Grund, nachzudenken. Und wer gedacht hat, er würde „die perfekte Partnerin“ oder „den perfekten Partner“ finden können, der sollte sich überlegen, wie „perfekt“ er denn selber ist.

Oh, da haben wie es. Die Welt ist nicht perfekt, nicht wahr? Und sie ist darüber hinaus nicht statisch, sondern entwickelt sich dynamisch. Das ist ein Grund mehr, warum wir nicht nach Perfektion, sondern nach dem „Bestmöglichen“ streben sollten – auch bei der Partnersuche.

(1) „Wir tanzen wieder Polka“,Schlager, Bully Buhlan, 1949

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr aus der Rubrik:
datingratgeber

 Partnersuche auf zehn Punkte gebracht
   (2. September 2014)