Schräge Sichtweisen – oder warum „Mobile Dating“ wieder verliert
Solche Botschaften hören US-Amerikaner gerne: Die neuen Technologien setzen sich durch – das ist der Beweis für den Fortschritt.
Das liest sich dann so:
Im Juli 2013 nutzten 65 Prozent der Online-Partnersuchenden Desktop Computer (PCs) während ihrer Suche nach Liebe, während die restlichen 35 Prozent die Variante wählten, ausschließlich mobil zu suchen. Doch seit Juli 2014 haben sich die Anteile komplett gewandelt. Jetzt suchten 60 Prozent der online Partnersuchenden mobil, während nur noch 40 Prozent auf die Dating-Seiten per Desktop-PCs zugriffen.
Die Frage wäre allerdings, ob ein „mobile device“ immer ein Smartphone ist, und ob es überhaupt eine Rolle spielt, wie auf eine Webseite zugegriffen wird. Hinzu kommt, dass typische „mobile“ Seiten wie Zoosk und Skout sich durchdümpeln – sie wachsen kaum. Nur Tinder ist eine Ausnahme – aber bei dieser Applikation ist die Frage, ob es sich überwiegend um eine Dating-Seite oder mehrheitlich um ein Party-Spielzeug handelt.
Was Hochrechnung betrifft, sind diejenigen in das Gesäß gekniffen, die an Statischen glauben. Zwar stieg die Anzahl der mobilen Nutzer im Vergleich zu PC-Nutzern von Juli 2013 bis Mai 2013 enorm. Aber seit dieser Zeit kippt die Sache schon wieder: Im Juni ging die Anzahl der mobilen Datingseiten-Benutzer zugunsten der PC-Nutzer erstmals zurück, und diese Tendenz setzte sich im Juli 2014 fort. Und dies trotz des nach wie vor kometenhaften Aufstiegs von Tinder.
Wird er Branche jetzt den Rat gibt, sich auf „mobile“ vorzubereiten, handelt richtig. Wer aber glaubt, dass er noch Chancen mit einem reinen Smartphone-Dating-Seite hat, ist längst auf der Verliererstrecke. Die Zukunft heißt nun mal nicht „Smartphone-Dating“, sondern Dating bei einer Seite, die einen stabilen wirtschaftlichen und fachlichen Hintergrund hat – mit oder ohne Smartphone.
Richtig ist:
1. Dating-Firmen sollten ihre Anwendungen so gestalten, dass kleine Bildschirme unterstützt werden – das ist der richtige „erste Schritt“.
2. Eine App stärkt die Marktposition – aber nur, weil sie separat (also unabhängig vom Browser) aufgerufen werden kann.
3. „Freemium“ kann, muss aber nicht zum Erfolg führen. Eine Alternativmethode wäre, Benutzer mit minderwertigen, aber spektakulären Applikationen zu ködern, aus denen sie dann auf seriöse Dating-Seiten umsteigen können.
4. Die Millennium-Generation hat die Mittel und den (teils erst durch Apps erzeugten) Bedarf. Sie ist aber gewohnt, bestenfalls geringfügige Beträge zu zahlen, um „mehr Dates“ zu bekommen. Vergessen wie nicht: Für die „Millenniums“ ist Dating überwiegend noch ein Gesellschaftsspiel, keine absolute Notwendigkeit, für die man viel Geld ausgeben würde.
Zitat und Zahlen via Clickz.