Den Traumpartner mit der Schablone suchen und andere Ungereimtheiten
„Gerade einmal“ die Hälfte der Paare, die sich „in Internet“ kennenlernten, fanden sich über Dating-Portale – behauptet die Hamburger Morgenpost unter Berufung auf auf einen gewissen Steffen Burkhardt, seines Zeichens Professor an der HAW. Der Rest verteile sich auf andere Internet-Möglichkeiten, wie beispielsweise soziale Netzwerke (20 Prozent) oder Chatrooms (10 Prozent) sowie „Übrige“ (30 Prozent).Die entsprechende Studie ist mir unbekannt – aber ich bezweifle nicht die Zahlen an sich, sondern vor allem ihre Bewertung. Denn wenn die sozialen Netzwerke im Internet wirklich die Bedeutung haben, die man ihnen zumisst, dann hätten sie einen ähnlichen Stellenwert wie das Ausgehen am Freitag. Es bliebe also gar nicht aus, dass Kontakte entstünden. Im Gegensatz dazu werden über Singlebörsen aber bewusst und ausschließlich Kontakte gesucht – und das hat einen ganz anderen Stellenwert.
Auch eine andere Aussage macht stutzig:
Wir leben in einer Zeit, in der man darauf trainiert ist, jemanden zu finden, der in allen statistischen Details zu einem passt. Im Internet kann man diesen Traumpartner mit der Schablone suchen.
Diese Sichtweise könnte durchaus existieren – doch scheint mir, dass sie in akademischen Kreisen am verbreitetsten ist. Seit ich in einer deutschen Kleinstadt mit geringem Akademikeranteil lebe, wird mit tagtäglich vorgeführt, dass dies keinesfalls üblich ist. Auch die Aussage an sich ist fragwürdig, denn was, bitte schön, sind eigentlich „statistische Details“ und warum findet man damit „seinen Traumpartner“? Ist der Professor dabei auf Werbeaussagen der Branche hereingefallen?
Insgesamt ist der Morgenpost-Artikel nicht sonderlich aussagekräftig – ein paar zusammengekramte Aussagen, deren Wert fragwürdig ist? Da fragt man sich doch, an wen sich derartige Artikel eigentlich wenden.
Quelle: Morgenpost. Grafik:liebesverlag.de