Grundwissen für Partnersuchende kontra Dating-Tinnef
Erst vor einigen Tagen hat Friendscout24 etwas sehr Vernünftiges über Dating-Rituale geschrieben: Im Grunde kann man sie alle in die Mülltonne kippen.Tipps als Köder für naive Partnersuchende
Mir ist sehr bewusst, dass viele Leser(innen) von Beratungsbücher „Tipps“ erwarten, wie sie einen anderen Menschen durch geeignete Köder aus dem Single-See ziehen können. Doch wie steht es eigentlich mit dem Grundwissen? Man könnet auch fragen: Was nützen Tipps, Tricks, Masken und Verkleidungen, wenn man einen Lebenspartner sucht?
Eine der Grundlagen, die wenig bekannt sind, haben Laing, Phillipson und Lee bereits vor langer Zeit beschreiben. Es heißt Interpersonelle Wahrnehmung“ und bedeutet viel mehr als das traditionelle „Selbstbild kontra Fremdbild“, das Sie möglicherweise noch aus der Schule oder aus dem Studium kennen. Anhänger traditioneller psychologischer Schulen seien gewarnt: Hier wird ein modernisiertes Selbst- und Fremdbild Fremdbild vertreten.
Die Wurzel bei Begegnungen: Selbstbilder, Fremdbilder
Doch fangen wir mal an den Wuzeln an:
Selbstbild
Ein Selbstbild ist ein Bild, das ich von mir selbst generell oder auf die Situation bezogen habe.
Beispiele Selbstbild
Selbstbild generell: „Ich bin geistreich.“ Selbstbild situativ: „Ich bin ein vielseitiger Liebhaber.“
Fremdbild
Fremdbild ein Fremdbild ist ein Bild, das jeder andere, eine Gruppe von anderen oder eine Person in einer speziellen Situation von mir hat.
Beispiele Fremdbild (abweichend vom Selbstbild)
Fremdbild generell: „Er versucht, witzig zu sein“. Fremdbild in der Gruppe (Beruf): „Er ersetzt Können oft durch Reden“. Fremdbild situativ: „Er hat einen großen Penis, aber da ist auch schon das Beste, was man von ihm als Liebhaber hört“
Es gibt also immer mehrere Selbst- und Fremdbilder, und sie können sogar situativ voneinander abweichen.
Viele Bilder sitzen beim ersten Date am Tisch
Wer sitzt beim ersten Date am Tisch?
Beim ersten Date sitzen am Tisch:
1. Mein Bild von mir selbst.
2. Ihr Bild von sich selbst.
3. Mein Bild von einem Mann, der ein Date hat.
4. Ihr Bild von einer Frau, die ein Date hat.
5. Mein Bild von dem Bild, das eine Frau hat, die ein Date hat.
6. Ihr Bild von dem Bild, das ein Mann über ein Date hat.
Als wäre dies nicht schon kompliziert genug, finde wir noch zwei weitere Bilder am Tisch:
1. Mein Bild von dem Bild, das eine Frau von einem Mann hat, der mit ihr ein Date hat.
2. Ihr Bild von dem Bild, das ein Mann von einer Frau hat, der mit ihr ein Date hat.
Gefahrenherd Dating-Tipps
Sie werden nun verstehen, dass all dies schon kompliziert genug ist, wenn ich mich NICHT an Dating-Regeln halte. Kommen hingegen solche Regeln hinzu, dann greifen „fremde Instanzen“ in das Verhältnis zwischen mir und der Frau ein, mit der ich gerade versuche, eine Beziehung einzugehen. Ich muss mich dann mit anderen Instanzen auseinandersetzen, die gar nicht am Tisch sitzen.
Entknoten, erster Teil: keine Regeln für niemanden
Es gibt keine Regeln für „erste Begegnungen“ außer Respekt vor dem Anderen – und solange wir an Freiheit und Gleichheit glauben, wird es sie nie geben. Geben Sie sich keine Regeln, und nehmen Sie keine an.
Entknoten, zweiter Teil: Das Wort zählt
Sogenannter „Small Talk“ ist gut für Partygespräche, aber nicht für erste Begegnungen. Bei Begegnungen zählt jedes Wort, jeder Satz, jede Frage und jede Antwort. Es ist gut und richtig, am Wort zu hängen, die Art aufzunehmen, indem es gesprochen wird und die Gesten zu beobachten, von denen es begleitet wird. Versuchen Sie also immer, nur den anderen am Tisch zu sehen, und zwar so, wie er sich in diesem Moment zeigt.
Entknoten, dritter Teil: Keine Bilder einbringen, Bilder mitnehmen
Wer (aus der Sicht des Mannes) „sein Bild von dem Bild, das eine Frau hat, die ein Date hat“ in ein erstes Date einbringt, läuft Gefahr, genau dieses Bild zu bedienen. Doch warum sollte der Mann es tun? Mag sein, dass er so etwas braucht, wenn er Trickverführer oder Gigolo sein will. Wer eine Beziehung sucht, benötigt solche Tricks nicht. Das Geheimnis sinnvoller Begegnungen liegt darin, keine Bilder einzubringen, sondern Bilder mitzunehmen.
Bild: © 2014 by Gebhard Roese, Altenburg
Hinweis: Dieser Artikel erscheint in Auszügen in mehreren Publikationen. Das Buch „Interpersonal Preception“ erschien zuerst 1966, hat aber nichts an seiner Gültigkeit verloren(„Interpersonelle Wahrnehmung“
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