Die Kernfrage: Was will der Partnersuchende?
Mein Artikel über die Zukunft der Flirtbörsen hat mich ein wenig nachdenklich gemacht: was immer nämlich die Flirtbörsen sonst tun – sie schreiben ja derzeit gerne Pressemitteilungen. Wer sie regelmäßig liest, stutzt zumeist: Ach bitte, an web sind sie denn eigentlich gerichtet? Ist es die Redaktion „Wissenschaft und Technik“, „Computertechnologie und Internet“? Will man in den Wirtschaftsteil? Vor allem aber frage ich mich: Wo bleibt denn eigentlich der Kunde, der Klient, der Partnersuchende? In etlichen der Pressmitteilungen wir er als „User“ verunglimpft.
Also fangen wir man einfach an: Partnersuchende sind keine „ User“, meine Damen und Herren Werbefuzzis, sonder Ihre Mitmenschen, die auf Partnersuche sind. Vielleicht sollten Sie sich einmal etwas direkter an sie wenden? Wäre ich Partnersuchender. Ich käme mir in Pressemeldungen manchmal vor wie das liebe Vieh: Ach, so viel Stück User hat also diese Flirtbörse? Aha, aha. Muss ein großer Bauer sein, der so viel Vieh hat.
Die zweite Unsitte besteht darin, das übrige Vokabular der Computerbranche zu verwenden („User“ ist ja auch schon so ein Wort, es heißt im Übrigen auf Deutsch „Anwender“, aber das will der Partnersuchende eigentlich auch nicht sein): Das Unwort Nummer eins: „Relaunch“ (eigentlich „Neustart“), noch schlimmer: „gelauncht“. Es geht gerade so weiter mit den „Features“ (Eigenschaften, Besonderheiten) dem „Instant Messaging“ (Sofortnachrichten), der „Social Community“ und dem sinnlosen Unwort „Web 2.0″.“ Damit keine Missverständnisse entstehen: Ich bestehe nicht drauf, alles einzudeutschen. Aber fragen Sie doch bitte mal einen Partnersuchenden, ob er versteht, was so wichtig daran ist, wenn etwas „gelauncht“ wurde, wie er „Features“ übersetzt und was eigentlich eine „Social Community“ für ihn bedeuten könnte.
Die Kernfrage ist und bleibt: Wie kann man den Partnersuchenden erreichen? Über den Wirtschaftsteil? Über Computerzeitungen? Interessiert er sich für technologische Entwicklungen? Nein, nein, nein. Er will nur eines: Einen Partner finden. Wenn ich mir die gegenwärtigen Pressemeldungen ansehe, finde ich nichts davon: Die Werbefritzen sind auf dem falschen Schiff – sie haben in Wahrheit keinen Schimmer, was der Partnersuchende will.
Sie meinen, ich müsste mich auch manchmal fragen, was der Partnersuchende eigentlich will? Na, dann diskutieren Sie soch mit mir!