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Warum Sie Ihre Liebesromantik den Hasen geben können

Der romantische Ort kann überall sein

Der romantische Ort kann überall sein

Gegner der Partnersuche per Internet, Zeitungsanzeigen oder Ehevermittler sagen immer wieder, diese Suche sei ihnen nicht romantisch genug. Doch was ist eigentlich eine romantische Begegnung?

Romantik: Zurück zu den Grundlagen der Natur

Normalerweise ist es eine zufällige, sinnliche Begegnung an einem Ort, der uns an das „Ursprüngliche“ erinnert: Ich bin Frau, du bist Mann, und hier ist ein geheimnisvoller Ort, an dem eine Liebe beginnt. Das „romantische Element“ erinnert uns also an das zufällige, unbeeinflussbare, abenteuerliche und naturhafte in der Liebe.

Die meiste Menschen (zumal Deutsche) denken bei der Romantik an Orte wie Wald, die Wiese oder den Rosengarten, an Höhlen, Burgen, Schlösser und Waldhütten. Die Liebenden sitzen in einem Kuschel-Sofa oder auf Fellen vor einem Kamin, die Beleuchtung besteht ausschließlich aus Kerzen, und man trinkt und isst, füttert einander und fühlt sich einfach uneingeschränkt wohl.

Realitäten, Träume und Kitsch

Das ist der Teil, nachdem viele von uns streben, aber auch der Teil, aus dem Träumereien und Kitschromane gemacht sind, und vor allem Letztere speisen sich aus einem kulturell gewachsenen Liebesideal des 19. Jahrhunderts. Erstaunlicherweise entstand das „romantische Liebesideal“ ausrechnet in einer Zeit, als es für junge Frauen keinerlei „romantische Liebe“ gab, sondern in der die schnöde Realität für sie war, irgendwann an einen ungeliebten Mann „verheiratet zu werden“. Die junge Frau der bürgerlichen Epoche lebte also in einer gewollten Geistesspaltung: In den Romanen der Zeit war die Liebe süß und sinnlich, geheimnisvoll und edel, in der Realität war sie heiraten und sich dem Mann uneingeschränkt körperlich hinzugeben, auch ohne Liebe.

Wenn wir dies als Grundlage nehmen, ist das Gezeter um den Verlust der „romantischen Liebe“ ein schlechter Witz. Die einzigen wirklichen Romanzen, die es dann und wann gab, waren abgetrotzte Begegnungen, Entführungen, gefährliche erotische Abenteuer und Seitensprünge.

Der Paartherapeut Peter A. Schröter bedauert (1):

Die Essenz dieses Liebesideals ist eine Überhöhung beider Beziehungspartner, die unweigerlich zu unrealistischen Erwartungen führt. Trotzdem hat sie die Emanzipation überdauert und bleibt auch im 21. Jahrhundert eine Leidensgeschichte.

Doris Christinger ergänzt dazu auf die Frage, warum die Sehnsucht nach der romantischen Liebe blieb(1):

Weil wir nicht bereit sind, uns von Träumen und Idealvorstellungen zu verabschieden. Wir verwechseln Idealisieren mit Lieben, Sex mit Beziehung und sind überzeugt, dass wir ewig glücklich sind, wenn wir nur den Richtigen oder die Richtige finden.

Da wäre der Zwiespalt erneut: Wir müssen also angeblich „den Richtigen“ finden, oder jemand muss „für uns den Richtigen finden“, wie es die Partneragenturen mit ihren Psycho-Tests suggerieren. Auf der anderen Seite ist uns der „der Richtige“ aber total gleichgültig, wenn die Begegnung nur unter dem Vorzeichen der romantischen Tünche beginnt. Der „wirklich passende Partner“, der uns zudem noch auf romantische Weise in die Arme fällt, wäre natürlich „ideal“: Doch was ist dies mehr als ein Jungmädchentraum?

Illusionen sind die treibende Kraft der romantischen Liebe

Verlassen Sie sich darauf: So gut wie alles, was wir von der romantischen Partnersuche zu wissen glauben, beruht auf Illusionen, und sogar die „moderne“ mit Psycho-Elementen angereicherte Partnersuche über Persönlichkeitsmerkmale ist die pure Illusion.

Der Irrtum über die Persönlichkeit – sogar bei Psychologen tief verwurzelt

Woran liegt das? An einem eklatanten Irrtum, der allerdings sogar in Psychologenkreisen weit verbreitet ist: das sich an den „wesentlichen“ Persönlichkeitsmerkmalen niemals etwas ändert. Doch jede Persönlichkeit entwickelt sich, und Paare müssen das gemeinsame „Wir“ ebenso neu erfinden wie das Ich“ und das „Du“. Nicht unsere „inneren Sehnsüchte“ werden Wirklichkeit, sondern die Beziehung wird zur Wirklichkeit.

Ich lasse dazu noch einmal die Paartherapeutin Doris Christinger (1) zu Wort kommen:

Das Festhalten am romantischen Ideal zeigt auch den Unwillen, dem anderen – und sich selbst – das Recht auf Entwicklung einzuräumen. Aus diesem Grund suchen so viele Männer und Frauen nach der Verliebtheitsphase einen neuen Partner: immer wieder.

Wie Sie sich auf die neue Erkenntnis einstellen können

Was ich Ihnen Rate? Geben Sie ihre romantischen Vorstellungen den Hasen, aber genießen die die wenigen romantischen Momente, die es in ihrem Leben schenkt, gleich, ob sie im Rahmen von Beziehungen oder Affären entstanden sind. Und glauben Sie keinem Menschen, der Ihnen etwas über den „Verlust der romantischen Partnersuche“ erzählen will. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ist er ein akademischer Schwätzer.

Noch etwas? Oh ja. Ihre Vorstellungen von Liebe gehören Ihnen – und Ihre Vorstellungen von Romantik auch. Und wenn Sie glauben, stets zufrieden zu lieben – ob romantisch oder nicht – dann beglückwünsche ich Sie.

Alle Zitate aus: Annabelle.
Bild: Werbung für „Rotkäppchen Sekt“ ca. 1910. (Auszug)

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