Und die Liebe? Wo bleibt die Liebe?
Fragen Sie sich eigentlich manchmal, wo die Liebe bleibt? Ist sie nicht längst hinter Wollust und Sex verschwunden? Haben nicht auch wir hier reichlich Themen, die scharf an der Grenze zur Liebe sind? Rede ich nicht dauernd vom Markt, der vielen Menschen als „das Böse“ schlechthin gilt?
Sehen sie – da sind sie auf dem Holzweg. Liebe ist ein relativ unsicherer, schwammiger Begriff, den nur Sie für sich selbst mit gültigen Inhalten füllen können – und nicht die Schwätzer da draußen. Deswegen rede ich Ihnen in die Liebe nicht hinein. Sie gehört Ihnen. Ich verkaufe keine Liebe und ich kaufe keine an. Ich behaupte auch nicht, Liebe vermitteln zu können, Sie „verlieben“ zu können oder Sie „richtig lieben“ zu lehren.
Partnersuche ist nicht gleichbedeutend mit Liebe. Zur Partnersuche sollten Sie sich orientieren, prüfen, abwägen, viele Küssen austeilen, in vielen Armen liegen und mit manchen einsamen Menschen schlafen, bevor Sie wissen können, was Sie wollen. Erzählen Sie mir bitte nicht, dass Sie dies vorher wissen, und dass Sie nun nur noch einen „passgenauen“ Partner finden wollen, der in ihre Matrize passt. Das ist genau der Punkt, der zum fast sicheren Scheitern führt.
Liebe als solche existiert nicht. Das heißt, sie existiert nicht für sich selbst. Liebe können sie mit jemandem entwickeln, das ist alles, und was Sie da entwickelt haben, merken sie erst, wenn die ersten Wochen voll Lust und Wonne vorbei sind. Die ersten sechs Dutzend Mal, in denen Sie sagen „ich liebe dich“ heißt das in Wahrheit: „Ich wünsche mir, dass der Zustand nie vergeht, in dem ich mich jetzt befinde.“ Ob Sie jemanden wirklich lieben, merken sie erst nach Kindern, Krächen oder Krisen. Ein altes Ehepaar liebt einander, weil sie sich so ähnlich geworden sind, aber auch, weil beide die alle Schrullen des anderen verinnerlicht haben.
Der Markt? Sie brauchen ihn, solange sie den Partner fürs Leben noch nicht gefunden haben, oder wenn Ihnen dieser Partner im Lauf Ihres Lebens abhandengekommen ist. Sie finden am Mark der Heiratswilligen und Partnerschaftswilligen allerdings Menschen, keine Fertigprodukte mit Garantie. Und weil das so ist, müssen Sie sich nun wieder aufmachen, um aus dem „du“ und dem „ich“ ein „wir“ zu schmieden, ohne dass „du“ und das „ich“ ganz wegzusperren. Sehen Sie, und wenn Ihnen das gelingt, dann haben Sie den Markt hinter sich gelassen – und die Liebe gewonnen.