Was bleibt eigentlich vom „Dating“?
Der Sommer ist gekommen – sehr plötzlich und sehr heiß. Ich bin ganz sicher: Bald folgt die „Saure-Gurken-Zeit“, in der wir uns Nachrichten aus den Fingern saugen müssen. Dies trifft die Liebe Pur umso stärker, als es eigentlich kein „Dating“ mehr gibt, sondern nur noch entweder seriöse Partnersuchende, Liebhaber schnellere Vögeleien und Chaoten.
Partnersuche ist und bliebt natürlich ein Thema, aber wer füllt es aus? Gegenwärtig bemühen sich die drei Speerspitzen der Partnersuche darum, die ältesten Eintöpfe der Liebe wieder aufzuwärmen – und was dabei herauskommt, schmeckt wie eingeschlafene Füße. Mal ehrlich, Freundinnen und Freunde: Die dümmlichen Umfragen mit mühevoll drangeschraubten Hohlphrasen der jeweiligen Hauspsychologen sind in ihrer Einfalt kaum noch zu ertragen. Nahezu alles, was ich zuletzt las, hat mit den aktuellen Problemen der Partnersuche kaum noch etwas zu tun.
Was wird die Zukunft hier bringen? Was wird bleiben, was verschwinden? Wir die übertechnisierte, selbstgefällige und angeblich darüber hinaus „untervögelte“ Gruppe der angeblichen „Singles“ noch zur Vernunft kommen? Wird man wieder lernen, mit einer ganz gewöhnlichen Person ein Gespräch beginnen und darüber Gemeinsamkeiten zu entdecken? Oder werden nervöse Jungs weiter ihre Zeit damit verplempern, eine Tinderella zum Tanz zu bitten? Werden wir alle in Ansprüchen und Egoismus versaufen?
In diesem Sommer werde ich mich – und vor allem sie als Leserinnen und Leser – oft fragen: «Was bleibt eigentlich vom „Dating“, diesem schillernden Monstrum, das uns solange beschäftigte? »
Ich werde versuchen, Kernbedürfnisse abzufiltern. Die meisten sinnlichen, erotischen, emotionalen und sozialen Bedürfnisse sind ja immer noch erfüllbar – solange wir nicht auf Irrwege verfallen oder falschen Propheten nachhängen. Die angeblich so „moderne Zeit“ hat uns all die alten Probleme wieder aufgetischt, die aus der Zweisamkeit schon immer entstanden sind uns uns einige neue beschert. Wir müssen beispielsweise herausfinden, was uns als Frau und Mann wirklich trennt und was herbeigeredet wird. Wir müssen über Zugewinn und Verzicht in der Ehe reden, von Glück und Entbehrung. Es gilt, auch, nationale, ethnische und, religiöse Schranken zu überwinden, wenn wir auf Partnersuche gehen. Und leider – gilt es auch, ein paar Dinge beim Namen zu nennen, die uns krankmachen. Da gälte es, Nebelkerzenwerfer aus der Dating-Branche dingfest zu machen, Brunnenvergifter aus der Genderforschung und die Versimpler aus der Evolutionspsychologie anzuklagen. Und nicht zuletzt müssen wir Journalisten mit Überzeugung bekämpfen, die nichts können, als das wiederzugeben, was ihnen andere in den Block diktieren.
Doch bleiben wir zunächst beim Positiven: Auch in diesem Jahr suchen Frauen nach Männern und Männer nach Frauen, und sie nötigen Märkte (oder Balzplätze) auf denen sie zusammenkommen können. Auch in diesem Jahr wird es Lust und Wonne, aber auch Tränen und Frust geben.
Fragen wir uns, worauf wir uns verlassen können. Wir wir die Dinge in den Griff kriegen. Und wie wir alles viel einfacher machen können. Jedenfalls in diesem Sommer.
Und: Machen SIE mit – Sie sind das Ziel meiner Bemühungen – ich bin es nicht.