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Illusionen oder Realitäten in der Partnersuche?

Illusionen - zuckersüß und realitätsfremd

Illusionen – zuckersüß und realitätsfremd


Wie soll ich in einer Welt beraten, die von Illusionen und Klischees lebt, ja, die danach giert, zuckersüßen Gehirngespinsten nachzujagen?

Wie Sie vielleicht wissen, betreibe ich auch eine Seite, auf der ich mich mit erotischer Literatur auseinandersetze. Es ist nichts schwer, Parallelen zwischen der Welt des erotischen Romans und des Liebesromans sowie den Wunschvorstellungen der Partnersuchenden zu erkennen.

Wie im Roman, so möchte manche „Heldin“ auch bei der Partnersuche gewissermaßen in die „Liebe hineingleiten“. Sie entwickelt dabei keinerlei Eigeninitiative, sondern der Mann verhilft ihr dazu, ihre anfänglichen Hemmungen und Widerstände zu überwinden. Entsteht nicht die gewünschte Beziehung, sondern landet die Partnersuchende in einem Lotterbett, so ist es nicht ihre Schuld – sie wurde eben verwirrt, verführt und belogen.

Da ist immer noch die Vorstellung von diesem verdammten Scheißprinzen, der auf dem Gaul daherkommt und die Prinzessin aus ihrem Elend erlöst. Dornwittchen? Schneeröschen? Eine Frau von Gemütsadel, naiv und schön? Oder noch besser, keine Prinzessin, sondern eine Frau, die sich selbst kaum noch selbst helfen kann, sondern Hokuspokus nutzt, um Prinzessin zu werden: Cinderella. Das letzte Cinderellamärchen wurde im Übrigen ein Weltbestseller: „50 Shades of Grey“.

Leben mit Vorstellungen des 19. Jahrhunderts – immer noch üblich

Der Prinz, der Traummann, der Richtige, Mr. Right. Reste einer längst vergangene Epoche, in der Mädchen seufzend darauf warteten, endlich aus der Obhut der Eltern zu entfliehen, das minderwertige „Fräulein“ abzulegen und endlich mit „Frau“ angeredet zu werden.

Reichen Ihre Fähigkeiten für den „Traumpartner“?

Wie im Liebesroman, so zählt auch die Wahrheit innerhalb der realistischen Partnersuche kaum. Kaum ein Partnersuchender (oder eine Partnersuchende) fragt sich: „Reichen meine intellektuellen, erotischen, emotionalen, körperlichen und sozialen Möglichkeiten aus, um meinen Wunschpartner zu bekommen?“ Keine Frage: In der realen Welt wäre die Antwort: „Vermutlich nicht, nicht einmal annähernd.“ In der Welt der Illusionen allerdings hieße die Antwort: „Frag dich doch nicht so etwas: Wenn du es wirklich willst und lange genug suchst, dann wirst du ihn finden.“ Na klar – und wenn sie nicht gestorben sind, dann suchen sie noch heute.

Nur durch Anpassung können Sie „Sprünge“ machen

Immer wieder wird behauptet, es sei dennoch möglich, den fernen Traumpartner zu finden. Dann werden einzelne Fälle hervorgekramt: vom Straßenmädchen zu Baronin, vom Kindermädchen zur Verlegerin. Niemand sagt dazu, dass diese Beziehungen vor allem durch Anpassung des Einen an die Lebensweise des Anderen hervorgegangen sind – ansonsten wären sie vermutlich Affären geblieben.

Realitäten werden verschwiegen, Illusionen genährt

Wir glauben an Traumhochzeiten, an durch und durch romantisch geprägte Beziehungen, weil wir die Realitäten dahinter nicht kennen. Und wir vergessen, wie viele Träume am Ende wie Luftblasen zerplatzt sind: eben, weil sich einer der Partner nicht anpassen wollte oder weil die eigenen Ressourcen nicht ausreichten. Stellen Sie sich doch bitte einmal die folgenden Fragen.

10 Fragen über Ihre Möglichkeiten zur Partnersuche

1. Was begeistert dauerhaft an Ihrem Geist oder Intellekt?
2. Wie lange können Sie jemanden sexuell faszinieren?
3. Sind ihre Emotionen für andere interessant? Wenn ja, welche?
4. Was hebt Ihren Körper heraus? Wie drücken Sie dies aus?
5. Womit begeistern Sie im Alltag? Was davon ist dauerhaft?
6. Was gehört unbedingt zu Ihnen, was ist unverzichtbar?
7. Auf was können Sie für eine Beziehung verzichten?
8. In welchen Bereichen könnten Sie sich (auch emotional) anpassen?
9. Sind Sie auf ihren regionalen, nationalen, finanziellen oder sozialen Status fixiert oder sind Sie darin flexibel?
10. Können Sie sich vorstellen, Ihr Leben in „privat“ und „öffentlich“ aufzuspalten?

Die Fragen sind lediglich als Anregung gedacht – sie erheben wieder Anspruch auf Vollständigkeit noch müssen sie für jeden Partnersuchenden gelten.

Was ich sie gefragt habe, ist realistisch, vor allem dann, wenn sie sich auf den Weg in eine Ehe machen wollen, die sie nicht „mit Nachbars Tochter“ oder „Nachbars Sohn“ schließen wollen. Die ersten fünf Fragen betreffen ihr Ressourcen, die letzten fünf ihre Möglichkeiten, sich für eine Ehe an neue Bedingungen anzupassen.

Vor allem aber: Ihr Weg ist IHR Weg. Lassen Sie sich nicht von den „Erfolgsgeschichten“ anderer verblenden. SIE müssen das Leben führen, dass SIE sich erwählt haben. Dazu wünsche ich Ihnen Realismus, Mut und Zuversicht.

Bild: Nach einem Schwarz-Weiß-Plakat als Werbung für einen Illusionisten gedacht- retuschiert, ausgeschnitten und verändert, gegen 1870

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