Jobsuche ist wie Dating ist wie Jobsuche
Gegen 1900 in Wien: Job und Dating im Doppelpack
Jobsuche hat Ähnlichkeiten mit Dating, und Dating ist in vielen Punkten vergleichbar mit Jobsuche. Vor allem, wenn es um die „Marktchancen“ geht: je kleiner das Angebot an Bewerbern, umso größer ist die Chance, den Job zu bekommen. Beim Dating ist es ähnlich: Begehrte Bewerber um die Gunst der Frauen gehen „weg wie warme Semmeln“, andere werden zu Ladenhütern.
Einen Satz, der dieser Tage in der ZEIT stand, will ich hervorheben. Es geht um Absagen auf Bewerbungen, beim Dating am ehesten vergleichbar mit „keine Rückantworten bekommen“. Deren Autor Andreas Maisch war bei einem Bewerbertraining und gab wieder, was die Schulungsleiterin sagte:
Dennoch seien viele Arbeitslose überrascht, wenn sie hörten, dass sie ihre Unterlagen für jede neue Bewerbung anpassen und ändern müssten. Und dass die vielen Absagen mitunter schlicht auf eine völlig austauschbare Bewerbung zurückzuführen seien, die nicht im Ansatz die Fähigkeiten und Stärken des Jobsuchenden herausstellt.
Das kann man so gut wie 1:1 auf die E-Mail-Anfragen umsetzen, mit denen sich Partnersuchende bei ihrem Wunschpartner vorstellen:
„Partnersuchende sind oft überrascht, wenn man ihnen sagt, dass sie Ihre E-Mail-Kontakte für jede Partnerin anpassen müssen. Viele Nicht-Antworten oder Ablehnungen sind oftmals schlicht auf die völlig austauschbaren Beschreibungen zurückzuführen, die nicht einmal im Ansatz die Stärken der Person oder die Motive des Schreibers widerspiegeln.“
(Ich habe die männliche Form gewählt, weil es mehr „Fehlkontakte“ von Männern zu Frauen gibt als umgekehrt).
Was Partnersuchende nicht gerne hören, sind ja die Begriffe „Ressourcen“ und „Alleinstellungsmerkmale“, die beide „vermarktet“ werden wollen. Die Krux dabei: Alles, was wirtschaftlich sinnvoll ist, wird von den „romantisierten“ Partnersuchenden abgelehnt – und in diesem Punkt ist Jobsuche eben doch nicht gleich Partnersuche.
Partnersuchende machen auch einen zweiten Fehler: Sie sagen oftmals zwar, wer sie sind (oder glauben, zu sein), aber nicht, warum sie sich ausrechnet „bei dieser Person bewerben“. Hier haben wir wieder eine Gemeinsamkeit mit Bewerbern auf Jobs: Auch sie vergessen oft zu sagen, was sie „für diesen speziellen Job“ qualifiziert, sonder nur, welche Fähigkeiten sie sich durch Ausbildung und Berufstätigkeit allgemein erworben haben.
Darf ich für Sie zusammenfassen?
– Beim Dating-Partner zählen Ihre Ressourcen. Das sind alle Quellen, aus denen ihr Leben gespeist wird: Körper, Geist, Emotionen, Soziales und Einstellung zur Zukunft. Sie sollen nicht zu viel verraten, aber soviel, dass sich ein potenzieller Partner ein Bild machen kann.
– Einige dieser Eigenschaften machen Sie in der Kombination einzigartig. Das nennt man „Alleinstellungsmerkmale“. Wenn Sie es schaffen, diese in wenigen Sätzen zusammenzufassen, haben Sie einen Vorteil.
– Jeder Mensch (besonders jeder weibliche Mensch) will hören, dass er einzigartig ist, also gehen Sie darauf ein, warum Sie ausgerechnet diese Partnerin (diesen Partner) ausgewählt haben.
Also – weg mit den Massenbeschreibungen, den nichtssagenden E-Mail-Botschaften und hin zu einem individuellen E-Mail. Selbst, wenn das nach Arbeit klingt: So arbeitsintensiv ist es nicht, weil sie zwischen 50 und 70 Prozent ihres Anschreibens wiederverwenden können.
