Lesbisches Dating – siegt auch hier die App?
Seit es Zeitungsanzeigen gibt, existiert auch lesbisches Dating – allerdings mussten die Anzeigen früher sorgfältig formuliert werden, um keinen Verdacht zu erregen. Zumeist wurde eine „liebevolle Freundin für gemeinsame Unternehmungen“ gesucht. Damit wurde vor allem der Kreis erweitert, den eine Frau damals erreichen konnte. Zwar gab es immer lesbische Zirkel, Lokale, in denen sich Damen trafen, die Beziehungen suchten, und sogar Bordelle für Frauen, die sich zu Frauen hingezogen fühlten.
Doch in diesen Kreisen war es kaum oder gar nicht möglich, eine wirklich romantische Liebesbeziehung einzugehen, und so suchten Frauen immer wieder zärtliche oder selbstbewusste Freundinnen für die Liebe.
Lesbisches Dating (oder Dating für Frauen mit Bi-Neugierde) ist seit einigen Jahrzehnten öffentlich und ohne Versteckspiel möglich. Schon kurz nach Einführung des Online-Datings meldeten sich Frauen an, die ausschließlich Frauen suchten – häufig ein Problem für die Betreiber, weil Frauen damals noch jederzeit kostenlos Vollmitglieder werden konnten.
Ob Frauen verführen wollten, verführt werden wollte oder gleichberechtigte Langzeitbindung eingehen wollten – alles war und ist möglich. Anders als bei der „Schnellsuche“ homosexueller Männern ist die feminine, gleichgeschlechtliche Sofort-Dating-Kultur aber keine typische „Abschleppkultur“, sondern ein Feld mit vielfältigen Nuancen und höchst unterschiedlichen Bindungswünschen.
Insoweit konnte bisher keine der neuen Telefon-Apps an den Erfolg des legendären „Grindr“ anknüpfen. Nach Presseberichten versuchten dies bisher vor allem „Brenda“ – und nun „Dattch, einer Telefon-Applikation, der eine große Zukunft vorausgesagt wird. Dattch fällt vor allem durch seine freundliche, auf modische, lustvolle Frauen aufgerichtete Aufmachung auf, die auch bi-sinnlichen und bi-neugierigen Frauen entgegenkommt. Wie man hört, versucht Dattch vor allem, ein „Bild der Sinnlichkeit“ von der Person zu entwerfen, die dort sucht. Dies wird erreicht, indem man „Dinge, die man liebt“ zu einem optischen Kaleidoskop zusammenfügt.
Keine schlechte Idee – und möglicherweise auch ein Hinweis darauf, wie Online-Dating generell aus der verstaubten Ecke befreit werden kann, in die es sich selbst hineinmanövriert hat.