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Singles – unbekannte Wesen, oder bekannte Unwesen?

Definitiv einsamer Single

Definitiv einsamer Single


Etwa 11 bis 12 Millionen Singles laden zum Geschäftemachen ein –aber die meisten haben nicht einmal schönen Sex. Warum sind sie dann Single? Niemand hat eine passende Antwort, wie sich anlässlich eines Symposiums in Berlin herausstellte.

Wer ist eigentlich „Single“? Und wie viele davon gibt es in Deutschland? Sind es etwa 16 Millionen, wie das Statistische Bundesamt annimmt?

Die Wahrheit ist schwer zu ermitteln – und so ging es offenbar auch den Teilnehmer an einer Veranstaltung, die kürzlich in Berlin stattfand. Man nannte sich „1. Single-Symposium“. Als Aufhänger wählte man eine Studie des Deutschen Zukunftsinstituts, die allerdings eher einem Orakel als einer Prognose gleicht: Man will errechnet haben, dass 2030 45 Prozent der deutschen „Single sein“ werden. (Richtig müsste es heißen: „Als Single leben“ würden).

Indessen wissen wir ja, wie unkritisch die deutsche Presse gegenüber allem ist, was mit dem Goldrand der Wissenschaft ausgestattet wurde – so absurd es auch sein mag.

Einpersonenhaushalte sind nicht zwangsläufig Single-Haushalte

Wie viele Single gibt es also? Richtigerweise muss man zunächst feststellen: Einpersonenhaushalte sind nicht unbedingt die Haushalte von Singles, denn Single-Mütter bilden beispielsweise keinen Einpersonenhaushalt. Andererseits gibt es WGs, Ehepaare, die aus beruflichen Gründen in zwei Wohnungen leben und viele andere Umstände, die statistisch schwer verfassbar sind. Schließlich sind auch nicht alle Singles konsum- und kontaktfreudige junge Leute, denn auch Alte, Kranke und mental auf Einsamkeit ausgerichtet Personen zählen dazu. Wie auch immer: Man ging im Symposium von ungefähr 11 bis 12 Millionen Singles als infrage kommende Konsumenten aus.

Gründe für die Vereinzelung sind kaum zu finden

Wie es zur „Vereinzelung“ kommt, darüber sind sich ebenfalls alle Beobachter einig, ist nicht vollständig nachvollziehbar. Ob es tatsächlich psychologische Gründe sind, ist zumindest fragwürdig, es sei denn, man würde Selbstherrlichkeit (Arroganz) als psychologischen Faktor akzeptieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass alles, was wir in den letzen Jahren aus der Ecke der Wissenschaft über Singles erfuhren, nichts als heiße Luft war.

Die Politik hat als Familienpolitik versagt, nicht als Single-Politik

Die Politik hält sich bedeckt, und dies aus gutem Grund: Die deutsche Familienpolitik hat völlig versagt, und man kann heute als Politiker dieses Versagen nur verwalten, aber offenbar nicht mehr verändern – und so war es auch auf der Veranstaltung. Aber in einem Punkt hatte der anwesende SPD-Politiker Stefan Zierke sicher recht: Singles sind nicht wirklich bedürftig, nur, weil sie Singles sind. Das gilt zumindest für jenen Teil, der das Singledasein oder auch die Mutterschaft ohne festen Partner als Lebensentwurf wählt.

Kaum Sex für Singles – trotz Überangebot ans Sex-Plattformen

Haben Singles wirklich viel Sex? Nein, auf keinen Fall. ONS sind, auch im Zeichen von angeblich wirksamen Sex-, Seitensprung- und Casual-Dating-Portalen eher selten, und überhaupt: „Nur fünf Prozent Geschlechtsverkehr findet außerhalb von Beziehungen statt“, wusste jedenfalls Anja Drews von der Beate Uhse AG.

Keine eindeutigen Tendenzen auszumachen

Keine eindeutigen Tendenzen auszumachen

Die Tendenzen sind aktuell zwiespältig

Wie steht es übrigens mit den „Tendenzen“? Begriffe wie „Partnervermittlung“ und „Partnersuche“ verschwinden immer mehr aus dem Internet – ein Hinweis darauf, dass deutsche Singles nicht mehr sehr erpicht auf die Online-Partnersuche sind. Parallel dazu lässt sich feststellen, dass der Anteil der Einpersonenhaushalte gar nicht so stark steigt, wie ständig behauptet wird. Zwar stieg der Anteil der Single-Haushalte zwischen 2007 und 2012 um etwa 11 Prozent, aber im gleichen Zeitraum stieg auch die Anzahl der Haushalte (um 3,6 Prozent) und der Zweipersonenhaushalte (um 5,5 Prozent). Erfreulich war, dass sich im Vergleich zwischen 2010 und 2012 die Anzahl der Einpersonenhaushalte in etwa im gleichen Maße stieg wie die Anzahl der Zweipersonenhaushalte, was letztendlich doch darauf hoffen lässt, dass der Trend zum Singlehaushalt abnimmt.

Wer die Singles sind und was sei wirklich wollen, bleibt aber unklar. Denn einerseits werden die Singles als „unbekannte Wesen“ bezeichnet, andererseits nimmt die Öffentlichkeit aber auch an, sie seien bekannt Unwesen: Ressourcenfresser, Mietpreistreiber und Schmarotzer am Sozialsystem.

Etwas erhellender wirkte in diesem Zusammenhang die Stellungnahme von Pamela Moucha vom Kölner Singlebörsen-Vergleich, die auf der eingangs erwähnten Veranstaltung sprach. Demnach sind im Internet mehr und mehr Singles unterwegs, die potenzielle Partner, die nicht in Ihr „Erwartungsschema“ passten, „einfach weggeklickt. Einschränkend muss man allerdings sagen, dass auch diese Tendenz nicht immer und überall zutrifft, denn wer andere schnell wegklickt, wird auch selbst häufig vorzeitig in die Dating-Mülltüte gestopft.

Quelle für die Informationen zur Veranstaltung: Blog Singlebörsen-Vergleich.

Zahlenmaterial für die Grafik: DeStatist.de

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