Partnersuche – wie ein Gedankenfehler die Singles behindert
Ich nehme in vollem Ernst an, dass ein großer Teil der deutschen Singles an einem Defekt im abendländischen Denksystem leidet. Dabei handelt es sich sozusagen um einen Denkfehler, den Sie persönlich, falls Sie betroffen sind, nicht zu verantworten haben. Ich habe auch sogleich eine gute Botschaft für Sie: Der Defekt kann behoben werden.
Beginnen wir mal mit einer einfachen Annahme des Abendlandes, die Ihnen sicherlich geläufig ist. Wir vertrauen auf das ICH, und wir nehmen an, dass sich das Universum aus „unendlich vielen Ich, Mich, Mir“ zusammensetzt. Sehr simpel auf die Partnersuche umgesetzt bedeutet dies:
Hier stehe ich – dort stehen andere, die auch irgendein ICH haben.
Je nach Auffassung kann ich nun annehmen, die anderen wollten mein ICH vereinnahmen („ich gerate immer an den/die Falsche(n)“), oder ich kann annahmen, mein ICH wäre dominant genug, andere zu vereinnahmen („ihr/sein Herz zu erobern“).
Diese Kardinalfehler geht leider noch die Kombination mit einem anderen Phänomen ein: Entweder, ich nehme an, dass ich alles und alle in meine Richtung drängen kann, oder aber ich nehme an, dass andere mich in eine bestimmte Richtung drängen wollen. Das Resultat ist entweder Selbstherrlichkeit oder Selbstverleugnung.
All diese Annahmen mögen extrem klingen, doch Singles äußern sie häufig – auch in anderer, meist etwas abgemilderter Form. Nahezu immer aber stehen Aussagen im Raum, die damit beginnen, dass diese Singles sich ganz auf ihr starkes oder schwaches ICH beziehen, das etwas will oder erleidet.
Wie kann man diesen Fehler beseitigen?
Es ist einfach, aber man muss das Hirn für neue Gedanken öffnen. Denn in uns haben wir Restbestände eines „Du“, das wir zum „WIR“ ausbauen können. Mit der einfachen Formel „was wäre wenn …“ und einem verbesserten Modell der Realität kommen wir schon unheimlich weit.
Wenn ein Single sich fragen würde: „Wenn ich jetzt mit jemandem zusammen wäre, wie würde das DU sich darin anfühlen?“, wäre ein erster Schritt getan. Besser wäre noch, das Modell zu erweitern. Dazu müssten Sie als Single Ihrem neu erschaffenen „DU“ die Freiheit flexibler Meinungen gewähren. Einfacher ausgedrückt: Sie müssten Situationen gedanklich durchspielen, in denen nicht nur Sie selbst handeln, sondern indem sie ihrem „DU“ zugestehen, so zu handeln, wie ein Partner in der Realität handeln würde.
Ein wenig Stille, ein Wenig Nachdenken – und der Fehler ist beseitigt
Das erfordert nichts als ein wenig Stille, in sich hineinzudenken, oder über sich nachzudenken, wie Sie es beispielsweise bei einem Spaziergang tun können, bei dem sich Gedanken fast wie von selbst befreien.
Wenn Sie „angekommen“ sind, werden Sie voraussichtlich feststellen, dass sie völlig neue Gedanken in sich freigeschaufelt haben, die Ihnen nun helfen werden, leichter einen Partner zu finden.
Übrigens: falls Sie meine Gedanken für abwegig halten: Sie folgen dem inzwischen verstorbenen schottischen Psychiater Ronald D. Laing und seinem 1966 erschienenen Buch „Interpersonal Perception“.
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