Schreibt „das Leben“ nur negative Dating-Geschichten?

Warum sind Dating-Geschichten, die „das Leben schreibt“ eigentlich so häufig eine Mischung aus Oberflächlichkeiten, Aneinanderreihungen und schließlich auch unterschwelliger Verachtung?

Die Geschichte, die ich heute las, erweckt den Eindruck, den ich auch schon bei anderen Autorinnen hatte: Sie wandern ziellos durch die Welt der Begegnungen und bilden dabei möglichst plakativ ein paar männliche Charaktere ab.

Doch frage ich mich: Was geht in den Menschen vor, die Blind Dates am Band eingehen? Ist das vielleicht ein wenig so, wie „ins Kino gehen?“, nur etwas persönlicher? Ist es der Reiz, ein begrenztes, überschaubares und weitgehend ungefährliches Abenteuer zu erleben?

Ich frage mich auch, warum derartige Schilderungen ständig von Frauen in die Welt gesetzt werden – nicht nur in der Quelle, aus der ich jetzt geschöpft habe, sondern auch in Büchern und Blogs.

Würden wir Männer beginnen, solche Geschichten zu schreiben, was würden wir antreffen? Frauen, die nicht wissen, was sie wollen? Alkoholikerinnen? Verhaltensgestörte? Lügnerinnen? Anspruchskranke? Betrügerinnen? Selbstbetrügerinnen? Lüsterne? Ehebrecherinnen? Goldgräberinnen?

Bedauerlicherweise gibt es sie alle auf dem Partnermarkt. Aber warum sollten wir über die Begegnungen mit diesen Frauen schreiben? Sollten wir uns nicht besser fragen, warum wir ihnen in die Arme gefallen sind, und wie wir vermeiden können, abermals dorthin abzugleiten?

Das Gefühls- und Beziehungsleben, das wir führen, wird ja in erster Linie von uns selbst bestimmt – sollten wir da nicht die Eigenverantwortung in den Vordergrund stellen?

Bild: Nach einer Vorlage von 1815 „Mitgefühl“