Online-Dating: Versprechungen und Behauptungen sind keine Erfolge
Klar glaubt jede Partneragentur (Online-Partervermittlung) dass sie „die Beste“ ist. Das lässt sich per Behauptung oder auch argumentativ belegen, aber in einem Punkt eben nicht: in der Art, wie der Erfolg zustande kommt. Den hat nämlich nahezu ausschließlich das einzelne Mitglied in der Hand – alles andere ist oft Lametta, das nett am Christbaum der Werbung aussieht, aber kaum einen beweisbaren Wert hat.
Nun ist für jeden Menschen bei der Partnersuche etwas anderes wichtig, aber es gibt doch einige Eckpunkte:
1. Partnersuche ist nicht Online Dating – und Online Dating bestimmt nicht die Regeln der Partnersuche.
2. Die Hürde zum Online-Dating ist gefallen – das heißt aber nicht, dass sich jeder Mensch auf dem Markt des Online-Datings wohlfühlt.
3. Fragebogen sind zwiespältig. Wer sich zum Online-Dating entschließt, will sich nicht unbedingt ausfragen lassen, auch dann nicht, wenn diese Daten angeblich unter „sicher“ sind.
4. Getestete Persönlichkeitsmerkmale sind möglicherweise bedeutungslos. Es ist möglich, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale dazu führen, dass suchende Singles Online-Parteragenturen wählen. Die Partneragenturen tun alles, um diese Eigenschaften positiv darzustellen. Sie verkennen, dass mit dem akribischen Ausfüllen von Fragebögen auch unerwünschte Eigenschaften verbunden sein können.
5. Die Werbung mit „Ansprüchen“ nervt. Während selbst die Psychologinnen in den Online-Parteragenturen heute davor warnen, „Ansprüche“ übermäßig zu betonen, zu haben, wird in der Werbung immer wieder betont, dass sie dort richtig sind, „wenn Sie besonderer Ansprüche haben“.
6. Das „Wissenschaftliche Matching“ ist eine Behauptung, die darauf beruht, dass die Fragebogen von Psychologen entworfen wurden. Ob die Psychologie, die dabei verwendet wird, eine Bedeutung für Partnerschaften hat, ist mehr als fragwürdig. Außerdem wird die Auswahl nicht von Psychologen vorgenommen, sondern von einem Verteilerschlüssel, der im Programm enthalten ist und der bestenfalls „technische Intelligenz“ hat.
7. Der Umgang mit der Wahrheit ist bei nahezu allen Dating-Unternehmen sehr kreativ. Insbesondere die Mitgliederzahlen werden auf astronomische Zahlen hochgerechnet – die Anzahl der tatsächlichen, zahlenden, aktiven Mitglieder liegen um Größenordnungen niedriger.
8. Entscheidend ist der Erfolg, also, ob überhaupt eine Partnerschaft entsteht. Die Unternehmen verschleiern diese Tatsache und sprechen nur davon, wie toll die Voraussetzungen sind. Doch die erste und wichtigste Voraussetzung wird verschwiegen, nämlich wie viele aktive Mitglieder vorhanden sind. Auch der genaue Anteil von Frauen und Männern (bezogen auf Altersgruppen) fehlt, von Bildungsgrad und Einkommen gar nicht zu reden. Verschwiegen wird auch, dass man zumeist nur in Großstädten und Ballungsgebieten über genügend Potenzial an Mitgliedern verfügt.
Nebelkerzen werden gerne geworfen – das Wesentliche wird oft verschwiegen
Am Ende wird eines verschwiegen, verschleiert und vernebelt: Der Erfolg ist neben dem Potenzial an passenden Singles, das die Agentur an den Markt werfen kann, ausschließlich von der Person abhängig, die sucht. Mit anderen Worten: Eine Person, die nicht auf die Online-Partnersuche eingestellt ist, du die sich damit auch nicht befreunden kann, hat eben schlechte Karten, während ein Mensch, der flexibel und anpassungsfähig, offen und kontaktbereit ist, ausgezeichnet Chancen hat. Über das oft dubiose Verhältnis von Frauen zu Männer gibt übrigens der „Singlebörsen-Vergleich“ etwas genauer Aufschluss, wenn Sie bei der betroffenen Partneragentur auf „Details“ klicken. Das Beispiel dieses Links gilt für „Elite Partner„, es gibt jedoch mindestens zwei ausgezeichnete Mitbewerber.
Bild: Offenbar Entwurf eines Werbeplakates für einen Zauberer, Herkunft unbekannt, vermutlich gegen 1930