Neue Kampagne gegen Kinderlose und Singles?
Es ist ziemlich lange her, seit die Gesellschaftsordnung auf Singles und Kinderlose eingeprügelt hat, sodass selbst ich mich nur noch schwach erinnere. Doch nun ist der Teufel wieder aus dem Kasten gesprungen, und das Argument ist wieder das gleiche: Es ist angeblich ungerecht, dass die Renten weitgehend beitragsabhängig sind – es müssen noch mehr „Sozialkomponenten“ her. Die gibt es zwar in Hülle und Fülle, aber offenbar ist es dem von der Bertelsmann-Stiftung beauftragten Professor noch nicht genug.
Nun ist nicht unbedingt von Bedeutung, was die „Bertelsmann-Stiftung“ von sich gibt. Aber ihre Ergebnisse werden den Kinderlosen und Singles bestimmt demnächst immer wieder in Diskussionen um die Ohren gehauen.
Der Unfug: Die Rente wurde nie von „Kindern“ finanziert
Die Sache hat jedoch einige Kardinalfehler:
– Soziale Maßnahmen, wie die neue Mütterrente, sollten nicht aus der Rentenkasse, sondern aus Steuermitteln aufgebracht werden. Warum sollten Arbeitnehmer und Arbeitgeber für das zur Kasse gebeten werden, was im Rahmen der Sozialpolitik „gestreut“ wird?
– Die zukünftige Entwicklung des Rentensystems ist schon deshalb nicht voraussehbar, weil nicht sicher ist, wie viele Arbeitnehmer (und nicht etwa „Kinder“, wie der Professor behauptet) in 20 Jahren in die Rentenversicherung einzahlen werden.
– Insofern ist die Frage müßig, wie das Rentensystem 2030 noch „von unseren Kindern“ finanziert werden kann – das Rentensystem wird im Wesentlichen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gespeist – dadurch wird die wirtschaftliche Entwicklung zur Kernfrage, und nicht die Verteilungspolitik des Staates.
– Selbst, wenn eine Entwicklung einsetzen sollte, innerhalb derer „mehr Kinder geboren werden“ und es lukrative „Kinderzuschläge“ zu den Renten geben würde, hätte dies auf die Rentenversicherung kaum Einfluss: Durch mehr Kinder entstehen keine neuen Arbeitsplätze.
Der Professor hat im Endeffekt übrigens auch keine Zukunftsträchtigen Lösungen, denn weder ein „Elternrabatt“ auf die Rentenversicherungsbeiträge führt zu Mehreinnahmen (Vorschlag eins), und auch das zweite Modell, die „Kinderrente“, ist bislang noch ein durch und durch abenteuerliches Modell, das in keiner Wiese zu Ende gedacht wurde. Die Meinung des Professors, „In beiden Fällen bessern sich die wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen Kinder aufwachsen“ sollte dieser erst einmal ausführlich begründen, denn die wirtschaftlichen Bedingungen sind ja nun wahrlich nicht in erster Linie von den Beiträgen zur Rentenversicherung abhängig.
Wird zwischen Kinderlose und Familien ein Keil getrieben?
Ob die Bertelsmann-Stiftung dies nun einkalkuliert hat oder nicht – die neue Studie schürt wieder einmal den Neid und führt zu sozialem Unfrieden zwischen den Familien einerseits und den Kinderlosen und Alleinlebenden andererseits.
Alleinlebende (Singles) und Kinderlose glauben, bereits genug wirtschaftliche Lasten zu tragen
Aus der Sicht vieler Alleinlebender und Kinderloser sieht die Sache ohnehin ganz anders aus. Sie glauben oft (und ebenso fälschlicherweise), dass sie ja mit ihrer wirtschaftlichen Stärke, ihren hohen Einkommen und dem Verzicht auf die Freuden des Familienlebens den Karren ziehen, auf denen es sich die anderen bequem machen. Und sie fürchten (und hier vielleicht mit Recht), das sie nun noch zusätzlich vom Sozialsystem „im Namen der Gerechtigkeit“ abgemolken werden sollen.
Bitte nachlesen: Bertelsmann-Stiftung.