Wie ich niemals vom Nikolaus betraft wurde
Ich war brav, der Nikolaus war ein guter Mann
Der Nikolaus war für mich eine wundersame Gestalt, die sich nur an einem einzigen Tag blicken ließ. Im Dezember, so wusste ich, kam der heilige Mann ein einziges Mal. Man sang „Nikolaus ist ein guter Mann“, und Vater sagte, er hätte einstmals milde Gaben verteilt, da, wo er herkam. Und nun käme er eben jedes Jahr zurück und würde vor allem brave Mädchen beschenken – so eines, wie ich eines war. Er tätschle die Wangen der Mädchen und sprach manch ernstes Wort mit den Jungen, doch benutzte er nie die Rute. Die wiederum habe er auch gar ich zu führen, mahnte mich meine weise Mutter, denn dies sei Aufgabe seines Knechtes, Ruprecht genannt.
Ich wollte böse sein, aber es war zu spät – oder zu früh
Als ich ein Backfisch war, wie man so sagte, sah ich einmal, wie der leibhaftige Knecht Ruprecht zu dem wunderlichen Fräulein ins Haus ging, in dem es doch gar keine Kinder gab. Da das Fenster zum Hinterhof leicht geöffnet war, konnte ich leise spitze Schreie vernehmen, die mir aber nicht wie von einem Menschen klangen, der sich in Gefahr befand. Inzwischen kannte ich die Männer, die Ruprecht & Co darstellten, und fragte, den, von em ich dachte, er sei zum Fräulein gegangen, was er dort wohl getrieben habe. Er lachte laut auf uns sagte: „Du weißt wohl nicht, was der Ruprecht mit bösen Mädchen macht?“ Natürlich war ich beleidigt, so abgefertigt zu werden und fragte nach: „Und warum machst du es nicht mit mir? Ich kann ein sehr böses Mädchen sein!“ Da wurde mein „Ruprecht“ sehr ernst und ermahnte mich: „Versuche es gar nicht erst, so etwas zu erbitten – das bringt dich in Teufels Küche, mein Kind.“
Ich leiste ihn mir einfach, den Nikolaus
Jetzt ist wieder Nikolaus, und ich bin mittlerweile in dem Alter, in dem das Fräulein von gegenüber damals war. Und ich bin wirklich böse gewesen, ganz, ganz böse … es ist doch merkwürdig, nicht wahr? Die Mitarbeiterin der Nikolaus-Agentur, die ich angerufen hatte, beschied mich frostig: „Derartige Aufträge könne man um keinen Preis dieser Erde annehmen.“ Doch anderwärts war man nicht so zimperlich. „Mit Nikolauskostüm?“ Die Dame am anderen Ende gluckste hörbar, als ich es mir wünschte, ergänzte aber sogleich: „Wünschen Sie auch eine Rute oder etwas Ähnliches?“ Mhhh … ich schon doch wohl nicht die Einzige zu sein, die sich einmal im Leben wünscht, von einem Nikolaus bestraft zu werden. Bliebt nur die Frage: Was ziehe ich nur zu dieser Gelegenheit an? In jedem Fall einen Rock, denke ich. Ich hoffe nur, dass sich der Nikolaus mit bösen Mädchen gut auskennt … auch wenn er kein Ruprecht ist …
Anmerkung: Diese Geschichte ist ein reines Produkt der Fantasie aus dem Repertoire des liebesverlags.de – Autorin ist Isidor Fecekazi (Nick: isifebe)