Gegenbewegung – Onine-Dating-Hasser oder notwendige Korrektur?
Für „Neulinge“ der Liebe Pur: Diese Sparte wäre zuvor unter „Tacheles – Harte Worte“ erschienen. Sie drückt nichts als die persönliche Meinung des Verfasser aus, und sie soll bewusst provozieren.
IM GEGENTEIL – wurde ein diesem Magazin schon einmal erwähnt. In Berlin wohl eher zufällig im Netz aufgefunden, hat es die örtliche Presse zu einem Phänomen aufgebauscht – und soeben schaffte es IM GEGENTEIL sogar in die WELT.
Das Magazin IM GEGENTEIL versteht sich als Gegenbewegung zum Zeitgeist, nicht zum Online-Dating schlechthin. Es ist mehr die Entfremdung, die teils unerträgliche Kommerzialisierung, die insbesondere von lächerlichen Telefon-Applikationen ausgeht. Das Teenager-Spielzeug „Smartphone-App“ macht die Partnersuche zu einem sinnentleerten Spiel – meint jedenfalls Gründerin Anni Kralisch-Pehlke. Sie sagte der WELT:
Handy Apps wie „Tinder“ machen Singles zur Massenware … es ist doch befremdlich, das man sich täglich durch hundert Fotos klickt und dann jemanden nur auf Grund seines Profilfotos aussortiert.
Smartphone-Apps – der Weg zum Sofortsex?
Nicht nur das ist befremdlich – die neuen Handy-Apps, die durch Mundpropaganda ebenso wie durch die Presse unglaubliche Popularität erreichen, könnten nach und nach auch den Ruf der Online-Dating-Branche zerstören. Denn wenn „Sex-Sofortness“ und ausgewiesene Bums-Applikationen die Regel werden, kann dies wohl niemandem in der Branche gleichgültig sein. Zudem weist noch so gut wie kein Journalist darauf hin, dass Smartphone-Apps mit Verortung sehr gefährlich sein können, weil sie die ohnehin unscharfe Grenzlinie zwischen „Casual Dating“ und Prostitution nun völlig verwischen könnten.
Dating-Apps – die Lawine rollt auf uns zu – wird sie uns verschütten?
All dies ist noch nicht der Fall – aber es könnte schon morgen wahr werden. Das Einzige, was die Smartphone-App- Branche noch nicht beherrscht, ist genügend Geld mit ihren Dating-Aktvitäten zu verdienen. Sobald sie dieses Problem gelöst haben, wird die Lawine endgültig auf die Branche zurollen, ja vielleicht auf die gesamte Kultur. Noch ist nicht sicher, wer die Opfer sein werden – aber die Furcht in der Branche, von dieser Lawine überrollt zu werden, ist bereits in jedem nicht-öffentlichen Gespräch spürbar.
Insofern ist es gut, wenn sich eine Gegenbewegung formiert. Man darf nur nicht den Fehler machen, einerseits das Kind mit dem Bade auszuschütten und andererseits die Hände in den Schoß zu legen. Online-Dating ist nicht generell falsch, sondern eine wundervolle Möglichkeit, sich breiter zu orientieren und tiefer zu suchen.
Geilheit, Leichtsinn und Dummheit als Horrorvision?
Andererseits pervertieren viele Applikationen, gerade im Bereich der Smartphone-Apps die Partnersuche: Konsumverhalten, Geilheit, Sofortness, Leichtsinn und Dummheit gegen sich hier ein Stelldichein. Das ist nicht gut, aber auch kaum zu verhindern. Es sei denn, man schaltet das Gehirn ein, bevor man sich auf eine Smartphone-App im Datingbereich ansteuert – oder eben, indem man neue Wege geht.
Neue Wege? Auf Dauer ist das Konzept von „IM GEGENTEIL“ zu schwach, um den Massenmarkt zu erreichen, und einträglich ist es eben auch (noch?) nicht.
Wie es schient,m erleben wir einen Umbruch, dessen Folgen noch nicht abzusehen sind – und die „Guten“ werden wohl – wie so oft – nicht als Sieger aus dem Kampf um den Single hervorgehen.
Und was meinen SIE?