Liebe 2.0 – Liebe im digitalen Zeitalter ist gar nicht so digital
Was bedeutet doch noch gleich „digital“? Richtig, es heißt, dass alles in Zeichen steht, die leicht zu deuten sind – so leicht, dass sie sogar ein Computer verarbeiten kann. „Analog“ hingegen, oft als Gegenteil angesehen zeigt uns die Botschaften symbolisch als ständig veränderliche Größe. Was wir heute im Internet erleben, ist weder „digital“ noch „Liebe 2.0“. Es ist eine große Theaterbühne, auf der begabte Autoren wie auch armselige Dilettanten versuchen, ihre Stücke auf die Bühne zu bringen. Eines dieser Genres ist die Liebe, die bekanntermaßen von scheuen, aber dennoch fordernden Blicken junger Frauen bis hin zum wilden, ekstatischen Stöhnen angejahrter Aktricen reicht. Mich erinnert das Ganze immer ein wenig an alte Jahrmärkte, an denen Ausrufer ihre Illusionen vermarkteten: Draußen standen ein paar Damen, die lässig mit Tüllgardinen drapiert waren, und die drinnen dann angeblich in ihrer „vollen, natürlichen Schönheit“ herumhüpfen sollten. Was sie natürlich nicht taten.
Oder ist das Internet doch eher ein seriöses Theater, in dem das Leben abgebildet wird und vielleicht auch wahrhaftig stattfindet? Die FACEBOOK-Generation glaubt es zumindest teilweise, und auch die Partneragenturen wie beispielsweise PARSHIP fanden hier den Ort, an dem sie sich einnisteten: im Internet.
Von Liebe war noch nicht die Rede …
Falls Sie bis zu diesem Absatz noch nicht bemerkt haben sollten: Von der Liebe war noch nicht die Rede. Denn die Liebe im digitalen Zeitalter findet – wie könnte es auch anders sein – immer noch analog statt, als veränderliche Größe in der realen Welt. Sehen Sie, das ist so, als wenn sie als Kind nach dem schönen großen Kuscheltier gierten, dass jetzt zu Weihnachten ja wieder überall angeboten wird. Als Sie es am 24. Dezember hatten, stellten sie fest, dass es Liebe braucht und sich Ihnen erst öffnet, wenn Sie mit ihm stille Dialoge führen. Es nur zu „haben“ reichte einfach nicht.
Das Kuscheltier und warum Menschen keine sind
Was mit dem Kuscheltier noch recht einseitig funktionierte, nämlich in der Simulation eines kybernetischen Kreises, in dem der fiktive Dialog stattfindet, ist unter Menschen ungleich schwerer. Plötzlich richtet sich die Begierde auf ein Objekt, das eigene Vorstellungen von all dem hat, was das Leben ausmacht, vom Kuscheln über den Feuchtigkeitsaustausch bis zu Prestige, Macht und Finanzen – von Familie einmal ganz abgesehen.
Ich hoffe sehr, Sie bemerken den Unterschied. Zur Schaubühne des Jahrmarkts einerseits und zur Begierde nach dem Kuscheltier andererseits. Was nun das Internet betrifft: Liebe existiert nicht in digital, sie gibt es nicht in „2.0“. Was wir da meinen, ist „Partnersuche mithilfe der Medien“. Eigentlich sind es die „guten alten Zeitungsanzeigen“, die in neuer Form auf uns einströmen, ein bisschen komfortabler, gegenseitiger und transparenter.
Die Liebe findet einfach so statt … nach dem „digitalen“ Kennenlernen
Ja, und dann? Dann sitzen zwei nervöse, innerlich an der Situation zweifelnde, aber recht neugierige Menschen einander gegenüber, die sich denken „nun gut, ich tue es, aber was tue ich da eigentlich?“
Und dann? Dann verlieben sie sich, und kein Mensch weiß, warum. Oder auch nicht.
Liebe im digitalen Zeitalter? Wer behauptet denn so etwas?
Hinweis: Ich hoffe, mit diesem Blogbeitrag bei der Blogparade von PARSHIP aufzufallen.