Was ist sie denn, die „richtige“ Partnerwahl?
„Das Richtige“ hat einen unglaublich hohen Stellenwert. Was wäre, wenn wir jemals „das Falsche“ täten? Würden wir in Not und Elend geraten, unsere eigene Existenz und die Existenz anderer gefährden?
Doch all das setzt voraus, dass wir absolut sicher sein können, was „Richtig“ und was „Falsch“ ist – und wenn wir uns so fragen, wird klar, dass wir uns gedanklich auf einer schiefen Bahn bewegen. Besser wäre, uns zu fragen: Was können wir tun, damit etwas „richtig für uns“ wird? Wie können wir vermeiden, dass etwas „auf das Falsche hinausläuft?“
Zunächst einmal sollten wir uns davon lösen, zu „wissen“, was für uns „falsch“ oder „richtig“ ist. Wenn wir uns ständig fragen: „Ist eine Entscheidung nun richtig?“, dann verlieren wir die Möglichkeit, verschiedene Entscheidungsvarianten gedanklich oder im wirklichen Leben „durchzuspielen.“
Nach dem „Richtigen“ fragt vor allem der Schwache
Das „Richtig“ tun wollen vor allem für Schwache, Schwankende und notorisch Unentschlossene. Wer stark, eindeutig und entschlossen ist, weiß: Ich darf Fehler begehen. Die meisten dieser Fehler lassen sich korrigieren, einige leichter, einige schwerer. Wer von sich weiß, dass er Fehler begehen darf, schleicht sich nicht am Risiko vorbei, sondern geht ganz bewusst begrenzte Risiken ein. Es gab zeitgeschichtliche Perioden, in denen eine „falsche“ Berufswahl katastrophale Folgen hatte, die Wahl eines falschen Ehepartners jedoch kaum. Insbesondere für Frauen stellte sich bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts gar nicht die Frage, ob sie einen „Fehler“ mit ihrer Wahl machen würden, weil ihnen diese „Wahl“ gar nicht freistand.
Heute glauben immer noch viele Menschen, eine „falsche“ Berufswahl sei eine Katastrophe – das aber ist längst nicht mehr er Fall – und eine „falsche“ Partnerwahl? Reden wir also von der Partnerwahl. Wann ist sie „falsch“, wann „richtig“?
Die richtige Partnerwahl
Man kann es sich mit der „richtigen“ Partnerwahl sehr einfach machen.
Die richtige Partnerwahl ist diejenige, die dazu führt, auf lange Sicht die meisten gegenseitigen Bedürfnisse zu erfüllen.
Wie alle vereinfachten Formeln hat die Sache aber einen Haken, die sich in dem Begriff „auf lange Sicht“ verbirgt.
Wählt man beispielsweise einen Partner, der kurz- und mittelfristige Befugnisse erfüllt, so gerät man schnell in eine Falle. Im Alltag der „Briefkastentanten“ heißt es dann: „Ich gerate immer wieder an den Falschen“, was im Klartext bedeutet: „Ich suche mir immer wieder den Falschen für langfristige Beziehungen“.
Das bedeutet: „Auf lange Sicht“ ist der „richtige“ Partner nicht derjenige, der die aktuellen Wünsche und Sehnsüchte erfüllt. Vielmehr ist es derjenige, der langfristig möglichst flexibel auf den Wandel der Wünsche und Vorstellungen reagiert – kurz:
Der richtige Partner ist derjenige, mit dem ich auf Dauer ein gemeinsames, zufriedenstellendes Leben entwickeln kann.
Dieser Satz gibt der Partnerwahl eine neue Dimension. Wer auf diese Weise sucht, muss sich bewusst sein, dass er an der Entwicklung einer Beziehung interessiert ist und dass er/sie sich aktiv daran beteiligen will, um alles zum Besten hin zu gestalten.
Wie kann man die falsche „richtige Partnerwahl“ sinnvoll verändern?
Wir können daraus für unsere Partnersuche und Partnerwahl etwas lernen.
Den richtigen Partner gibt es nicht – aber es gibt Möglichkeiten, Partnerschaften bestmöglich zu entwickeln.
Die meisten Partnersuchenden gehen heute (auch auf Empfehlungen falscher Propheten) davon aus, dass psychologisch fundierte Charaktereigenschaften („Persönlichkeitsmerkmale“) bei der Partnersuche entscheidend sind – und dass man sozusagen „den unveränderlichen Charakter mit einkauft“. Weil das so ist, so sagen diese Menschen, müssten die Charaktereigenschaften „passend“ sein.
Alles, was dafür spricht, ist wissenschaftlich inzwischen vielfältig untersucht und überwiegend als „unvollkommen“, wenn nicht gar als „falsch“ bezeichnet worden.
Will man zu einer objektiven und vor allem menschengerechten Beurteilung kommen, so muss man sich Folgen vergegenwärtigen: Beziehungen sind keine Steckverbindungen, bei denen der männliche Teil zum weiblichen „passen“ muss. Sie sind vielmehr zwei „kommunizierende und dabei aneinander lernende Systeme“. Mit anderen Worten: Wichtig ist nicht der „Stand“ der Persönlichkeitsmerkmale, sondern die Möglichkeiten, die sich aus den verschiedensten Facetten der Persönlichkeit ergeben. Daraus kann der Einzelne dann abschätzen, ob und welche Facetten die Beziehung beflügeln werden.
Die einfach Formel: im Alltag Herausfinden, ob der Partner „für mich tauglich“ ist
Mit anderen Worten und viel einfacher: wer etwas gemeinsam unternimmt und dabei auch ein wenig risikobereit ist, der wir bald merken, wie sich Lebenssituationen entwickeln. „Taufrische“ Paare benötigen also Testhasen, um zu erkennen, ob die Eigenschaften des andere wirklich als förderlich empfunden werden – oder ob sie die Beiziehung in die Knie zwingen.
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