Die Woche in Dating: läufig, berechnend oder seriös auf Partnersuche?
Partnersuche ist zu einem Thema geworden, zu dem alle ihren Senf beitragen wollen. Wissenschaftler aller Couleur, Moralisten jeglicher Art und nicht zuletzt Online-Dating-Unternehmen. Besonders die Mobile-Dating-Branche versucht, Dating ganz neu zu definieren. Statt uns zu „entschleunigen“ (Partnerwahl will wohl bedacht sein) versucht sie, uns zu beschleunigen. Nach Meinung gewisser Branchenvertreter sollen wir uns vor allem möglichst schnell „paaren“. Gelegentlich wird dies im „wahrsten Sinne des Wortes“ gebraucht. Bei einer Applikation rasen die Fotos nur so vorbei: „Hab ich schon gebumst – will ich noch bumsen – will ich nicht bumsen“. Scheint ideal zu sein, nicht wahr? Aber nur für geile Rüden und läufige Hündinnen, wenn Sie mich fragen.
Ich will ein Kind – ein Kind jetzt und sofort…
Ich gehe nicht soweit, zu sagen, dass es unredlich ist, über den Kinderwunsch einen Partner zu suchen. Doch es ist meines Erachtens nach unredlich, den Kinderwunsch in den Vordergrund zu stellen und sich mithilfe dieses Wunsches einem männlichen Partner zu nähern. Insofern halte ich nichts von Partnerbörsen, die „Hauptsache bald ein Kind“ in den Vordergrund stellen. Das ist purer Egoismus – und möglicherweise reine Berechnung.
Kann man Online-Dating wirklich noch empfehlen?
Würden Sie als schlechter Schwimmer von einem Felsen hinunter ins offene Meer springen? Vermutlich nicht. Aber Sie melden sich bei Partneragenturen oder Singlebörsen an, obgleich sie ziemlich schlecht in verschiedenen Sparten des sozialen Lebens sind, nicht wahr? Ich rate: Erst nachdenken, dann nachbessern, dann anmelden. Kann man Online-Dating noch empfehlen? Sicher. wenn Sie wissen, was Sie tun.
Unser Leitartikel über Dating befasst sich diese Woche ebenfalls mit der Seriosität: Wie seriös sind bitte Menschen, die ein Date mit Ihnen online vereinbart haben? Der Artikel beinhaltet alles, was zum Date gehört – und appelliert an Ihre Selbstverantwortung.
Dialoge und Kommunikation beim Date
Das Wichtigste am Blind Date ist Kommunikation. Davon versteht nur eine Minderheit der Menschen etwas, und entsprechend schwach sind die Kenntnisse auch bei Buchautoren. Das führt dann dazu, dass wir jede Menge Mist über „was darf, man sagen, was darf man nicht sagen“ liest. In Wahrheit ist es so: Was man sagt, ist relativ unerheblich, wichtig ist hingegen, wie man es sagt. Und selbstverständlich gilt der alte Satz: „Fragen bedeutet führen“. Ich habe dazu einen ausgezeichneten Fremdartikel entdeckt.
Die Branche- Paradiesvögel und blasse Jungs
Die Dating-Branche hatte sich einst teilweise selbst verpflichtet, einen Kodex einzuhalten. Ein Blogger hat dies wieder einmal aufgegriffen – und dies gab mir Gelegenheit, nochmals darüber nachzudenken. Tatsächlich haben sich relativ wenige Anbieter wirklich auf diesen Kodex festgelegt – sehr schade für die Branche, die sich immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik hineinlenkt.
Diese Woche hatte ich Kontakte mit verschiedenen Branchenvertretern. Es ist eigenartig: Dort sind alle nur erdenklichen Persönlichkeitsstrukturen vertreten: Vom Manager, der die kalte Schulter zeigt bis zur Betriebsnudel, die als bunter Vogel durch die Gänge kaspert. Eine der erschreckenden Begegnungen: Junge Leute, die nicht die geringste Beziehung zur Datingbranche haben, sie aber dennoch vertreten. Immerhin – es gab aufschlussreiche Gespräche über eine Branche, bei der es nicht mehr ganz so gemütlich zugeht wie vor sieben Jahren, als die Liebepur gegründet wurde. Mein kleiner Ausflug war übrigens der Grund, warum ich am Dienstag und Mittwoch nicht für Sie geschrieben habe. Mitten in die Veranstaltung platze übrigens herein, dass FrindFinder „Chapter 11“ in Anspruch nehmen muss.
Sonderfall Smartphone-Dating: Hund, Zombie oder Mensch?
Im Grund ist gegen Smartphone-Dating nichts einzuwenden. Vorausgesetzt, man begegnet einander nicht wie der geile Rüde und die läufige Hündin. Das kommt zwar selten vor, ist aber durchaus Teil des Konzepts mancher Anbieter. Wohin das führen wird? Ich bin mir nicht ganz sicher, glaube aber, dass Smartphone–Dating bald nahtlos in Smartphone-Prostitution übergehen wird – dazu ist nur ein wenig Sprachkosmetik nötig. Ich sage dies nicht aus dem hohlen Bauch, denn die Übergänge beim Online-Dating sind bereits heute nicht mehr scharf markiert.
Erschreckende Arroganz – und ein Mittel dagegen
Was haben namhafte Sozialwissenschaftler und die Führungsetagen der Branche gemeinsam? Ich finde: eine erschreckende Arroganz dem lebenden und liebenden Menschen gegenüber. Das Gegenmittel: Einfach mal nachfragen, was diese Leute tatsächlich von ihren „Objekten“ wissen.
Unverständliche Single-Beweihräucherung
Singles haben ein Recht darauf, Singles zu sein. Doch partnersuchende Singles tun gut daran, beide Seiten der Medaille zu sehen. Das erfordert unter anderem eine mentale und soziale Umorientierung. Aus dieser Sicht erscheint mir völlig unverständlich, warum es eine neue Single-Beweihräucherungsseite gibt, die dazu noch mit der populistischen „Mietpreisdeckelung“ Werbung macht.
Ach du Schreck – Sex
Telefon-Sex für Paare in Fernbeziehungen? Nun ja – es betrifft sicher nicht nur Paare, sondern sicherlich auch andere Personen. Ist es legitim, die Lust aufeinander am Telefon zu entfachen? Und was ist mit „Sexting“? Ich versuche, Argumente gegeneinanderzustellen, die mir eine Fremdquelle lieferte. Oh, und dann war da noch ein Münchner Sex-Skandal – ei, ei – da haben doch ein paar Männer mit einem Ladyboy verkehrt – und es offenbar genossen.
Noch mehr Gedöns – „schnelle Partnersuche“
Die Partnersuche ist schneller geworden und bindet sich an ganz neue Medien und Methoden an – und dennoch ist das gute alte Telefon (auch wenn es heute anders aussieht) ein ziemlich sicherer Weg zum Erfolg. Der Artikel gehört eher in die Humorfraktion – sinnlos zusammengestelltes Gedöns. Nur, dass es auch die angeblich „seriöse“ deutsche Medienlandschaft erreicht hat.
In eigener Sache – unser Geburtstag
Wir haben im Jahr 364 Un-Geburstage und einen Geburtstag. Diesmal war es der Siebte. Ich erinnere mich gerne an den Gründungstag: Das Ziel war, meinen Teil dazu beizutragen, dass die Liebe nicht von den Piraten der Wissenschaft gekapert wird. Es ist nach wie vor eine mühevolle Arbeit, denn insbesondere Journalisten plappern gerne alles nach, was die Wissenschaft über die Liebe hinausschreit. Wie viele Geburtstage wird die Liebepur wohl noch erleben? Ich hoffe doch, wir kommen auf mindesten zehn Jahre – wenn bis dahin nicht alles nur noch per Smartphone abläuft – auch das Denken.