Heiraten, Familie gründen, Selbsthilfebücher lesen?
Immer wieder machen Spezialsinglebörsen von sich reden. Das Spezielle an ihnen ist oft nur, dass sie etwas anbieten, was im Grund genommen kaum jemand will, oder etwas, das anderwärts reichlicher vorhanden ist.
Reden wir mal vom Heiraten. Warum gibt es kaum noch Heiratsanzeigen? Weil nicht die Heirat das Ziel ist, sondern eine zufriedenstellende Beziehung, aus der dann eine Ehe entstehen könnte. Es hat also keinen Sinn, Singlebörsen für Menschen zu gründen, die „hier und jetzt“ heiraten wollen. Und obwohl das so ist, glauben doch immer wieder Nischen-Gründer, sie würden etwas unglaublich Innovatives tun, wenn sie Singlebörsen für Leute einrichten, die unbedingt heiraten wollen.
So, und nun dürfen Sie raten, warum es kaum „Ich-will-eine Familie-Gründen“-Anzeigenseiten oder Singlebörsen gibt: Weil hier der dritte Schritt vor dem Zweiten getan wird, und dabei noch nicht einmal der erste Schritt erfolgreich gelungen ist.
Aus dieser Sicht: Was soll der Unfug, zu behaupten, „de eigene Familie liegt nur einen Klick entfernt?“ Man kann Familien nicht zusammenklicken. Was da zusammenkommt, sind entweder viele Leute (also mehr als zwei) oder zwei Leute, die erst einmal einen langen Weg gehen sollten, bevor sie sich (und ihre ungeborenen Kinder) unglücklich machen.
Der Gründer einer neuen Dating-Plattform gab der WELT verwirrende Informationen, mit denen kaum etwas anzufangen ist (Zitat):
(Wir) … versuchen … gerade, eine Art Dating-Netzwerk aufzubauen. Bisher werden Online-Dates ja meistens als Eins-zu-eins-Treffen angelegt. Viele Menschen fühlen sich in solchen Situationen aber nicht wohl … deshalb versuchen wir, Gruppenaktivitäten als Dates anzubieten.
Das mag ja noch angehen, obgleich ich meine Zweifel an der Realisierbarkeit habe, aber was soll dann das Angebot an „Büchern“, das so beschrieben wird: (Zitat des Gründers)
Die meisten davon sind psychologische Selbsthilfebücher. Mein Ziel ist es, dass Menschen sich bei uns kennenlernen, eine Familie gründen und dann eben auch zusammenbleiben.
Nun gut – vielleicht habe ich etwas nicht verstanden. Nur eines habe ich verstanden, und ich gebe es zu bedenken: Wer eine Familie gründen will, sollte den Gedanken zusammen mit seinem Partner / seiner Partnerin individuell entwickeln. Ich zweifele ernstlich, dass ein Kollektiv und eine Bibliothek mit Selbsthilfeliteratur dabei etwas Sinnreiches bewirken können.
2 Antworten auf Heiraten, Familie gründen, Selbsthilfebücher lesen?