Schüler/innen sollten nicht sexuell ausgeforscht werden
Sexualität gehört zur Privatsphäre – auch bei Jugendlichen. Das kann man aushebeln, wenn man behauptet, Gewaltprävention im Sinn zu haben. Das liest sich in einem Pressetext dann so:
Vorfälle der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass Kinder und Jugendliche das Risiko tragen, Opfer sexueller oder gewalttätiger Übergriffe zu werden. Mit dem Forschungsprojekt sollen die Entstehungsbedingungen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen besser verstanden werden. Die Ergebnisse sollen Ansätze zur Entwicklung von konkreten Maßnahmen liefern, um Kinder und Jugendliche besser vor sexuelle Gewalt schützen zu können.
Nun ist es sicherlich notwendig, Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen – und ja, es ist sinnvoll, Prävention zu betreiben. Doch der beste Schutz gegen Übergriffe war und ist die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins, gepaart mit sinnreicher sexueller Aufklärung. Dazu brauchen Lehrer und Erzieher keine „Studie“. Warum dennoch Jugendliche an Schulen zu intimsten Details ihres jungen Sexuallebens befragt werden müssen, ist völlig unverständlich.
Die Berliner Eltern, die jetzt Front gegen die Studie machen, mögen andere, vielleicht sogar pseudo-ethische Motive haben. Fest steht aber, dass es unverschämt ist, Menschen nach Sexerlebnissen zu fragen, die nicht ausdrücklich wünschen, darüber zu reden. Das müssten eigentlich sogar die Forscher einsehen – und möglicherweise ebenfalls die unerfahrene Familienministerin, die diese Studie in Auftrag gab.