Deutsche Frauen – nur mit der Kohlenzange anfassen?
Das Thema ist nicht mehr ganz jung – deutsche Frauen, insbesondere westdeutsche Großstadtfrauen, gelten seit den 1990er Jahren als anspruchsvoll, verwöhnt und wechselhaft. Verheiratete Männer behaupten zudem, deutsche Frauen seinen oftmals zugleich charakterschwach und selbstherrlich, was letztendlich dazu führe, dass die Ehe mit ihnen absolut unsinnig wäre.
Man muss nicht so extrem sein, wie der in der „Badischen Zeitung“ zitierte Blogger, der angeblich schrieb (konnte nicht verifiziert werden):
Warum sollte ein Mann heute überhaupt das Risiko einer dauerhaften Beziehung oder gar Ehe eingehen? Um bei der ersten Gelegenheit entsorgt und als Unterhaltszahlsklave zu enden, der seine eventuellen Kinder nur sehen darf, wenn Sie es ihm erlaubt?
Ein ähnliches Zitat kommt aus der Schweiz, und es ist ernster gemeint:
Ich bin ein Mann (27) aus der westlichen Zivilisation. Werde nicht heiraten oder Kinder kriegen, weil ich keine Lust habe, einer faulen Frau den Lebensunterhalt zahlen zu müssen … Nach mir die Sintflut. Millionen westlicher Männer denken so“.
Alleine angeblich besser: Frauen über 40 und Männer unter 35
Heute ergibt sich folgendes Bild: Seit langer Zeit behaupten westdeutsche Großstadtfrauen über 40, sie hätten die „Nase voll“ von Beziehungen zu Männern, weil sie angeblich „schlechte Erfahrungen“ gemacht hätten. Zugleich wächst eine urbane Männergeneration (typischerweise unter 35) heran, die sich sagt: „Unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Familie gründen? Da lebe ich besser ohne und habe meinen Spaß.“
Beziehungen werden gefürchtet – die Ausrede: „Ich bin noch nicht reif dafür“
Es heißt, 27 Prozent der 18- bis 34-Jährigen Männer würden „allein leben“ – und viele von ihnen, besonders in den großen Städten, verlören die Lust auf Beziehungen. Das wird in etwa bestätigt von urbanen partnersuchenden Frauen, die sich immer wieder beklage, dass Männer betonen würden, keine Beziehung zu wollen. Die Ausrede ist, „man sei noch nicht reif für eine Beziehung“, während man in Wahrheit die Beziehung fürchtet.
Besonders die „guten Männer“ werden abserviert
Ganz von der Hand zu weisen ist dies nicht: Zu viele deutsche Frauen haben Männer nach kurzer Ehedauer verlassen, ohne dafür verständliche Gründe zu haben. Zu viele Männer, insbesondere jene, die sich „krummgelegt“ haben, um ihren Frauen etwas zu bieten, sind psychisch am Ende, wenn sie geschieden werden. Tatsächlich sind einige zumindest zeitweilig auch wirtschaftlich am Ende – und dann stimmt die Internet-Warnung:
Die Ehe kann Sie finanziell, gesundheitlich, gesellschaftlich und beruflich ruinieren.
Mnner, zieht rechtzeitig die Reißleine in Beziehungen
Auf der Ehepackung, die auf dem Standesamt „verkauft“ wird, steht das natürlich nicht – und nicht jeder Mann lässt sich von Frauen finanziell ausbeuten, gesundheitlich ruinieren und ins gesellschaftlich Abseits befördern. Rechtzeitige, kompromisslose Trennungen fallen vor allem harmoniebedürftigen Männern allerdings oft schwer. Männer, die während der ersten Ehejahre psychosomatisch erkranken, die offenkundig ausgebeutet oder systematisch betrogen werden, sollten in jedem Fall die „Reißleine ziehen“, bevor ihre Frauen sie mit „Nachwuchs“ endgültig knebeln.
Warnung vor Verallgemeinerungen – „die Frauen“ gib es nicht
Auf der anderen Seite ist es natürlich unsinnig, von „den Frauen“ zu sprechen, die selbstherrlich, böswillig, eigennützig und habgierig sind. Die „Trendsetter“ sind auch die Trend-Verlierer – und auf sie schaut die Internet-Gemeinde ebenso wie die urbane Gesellschaft. Im ländlichen und kleinstädtischen Bereich lacht man über die gesamte Diskussion – und in Ostdeutschland ist der Typ der „Anspruchsfrau“ ohnehin weitgehend unbekannt. Zudem werden die Probleme überspitzt dargestellt, indem man Einzelfälle herausgreift, bei denen Männer von Frauen und ihren Seilschaften „in den Sack gesteckt“ wurden. Zudem ist zu vermuten, dass bei allen Trennungen, Scheidungen und Auseinandersetzungen Männer ihnen Anteil an der Trennung hatten – soweit, so schlecht.
Man kann die Dinge drehen und wenden, wie man will: Die Emanzipation ist keinesfalls „noch nicht vollendet“, wie deutsche Feministinnen ständig skandieren. Nein, sie ist bereits übererfüllt – keinesfalls nur in den USA, für die die Soziologin Hanna Rosin feststellte:
Die Frauen holen nicht mehr nur auf, sie werden zum Standard, an dem der Erfolg gemessen wird.
Sind wir auf dem Weg zur Frauenherrschaft?
Es könnte also sein, dass sich Männer daran gewöhnen müssen, dass hinter der vorgeblichen Männerherrschaft, inzwischen eine Parallelwelt aufgebaut wurde, die einer Gynäkokratie nicht unähnlich ist. Vorne dürfen die Kasperfiguren „Männer“ noch ihre Sprüche ablassen, hinten sitzt die Puppenspielerin und herrscht.
Wäre dies so, dann würden sich Männer entweder den Frauen unterordnen und ihnen dienen müssen, oder sie müssten ihnen entfliehen. Letzteres tun sie offenbar bereits – nicht zum Segen der Bevölkerungsentwicklung.
Frauen nur noch mit der Kohlenzange anfassen?
Dennoch besteht keine Veranlassung, Frauen in Zukunft nur noch mit der Kohlenzange anzufassen. Nach der Zeit der Überemanzipation wird es wieder eine Zeit der Beruhigung geben, in der junge Paare den Wunsch nach Zweisamkeit, Kindern und Nestbau wieder als gemeinsames Ziel begreifen werden. Heute ist das Ehegift offenkundig: Erst Verblendung durch Karriere und dann vielleicht doch noch heiraten – viel zu spät.
Karriere – das weiß jeder, der auch nur eine „kleine“ Karriere im Leben gemacht hat – erfordert Verzicht. Will einer von beiden Partnern Karriere machen, muss der andere zurückstecken. Wollen beide Karriere machen, müssen sie es entweder miteinander in selbstständiger Beschäftigung tun oder Personal beschäftigen. Kaum eine Frau überlegt sich dies, wenn Sie eine Karriere beginnt – und übrigens auch kaum ein Mann.
Treffen wir als Männer heute Frauen, die Karrieren anstreben oder bereits eingeleitet haben, so müssen wir uns einfach klar darüber werden, dass wir uns selbst als Männer anderweitig verwirklichen müssen. Das wäre für viele Männer sicherlich machbar. Nicht erträglich ist hingegen, wenn wir Frauen treffen, die von ihrer Karriere bereits fast auslaugt sind, und die ihre Kräfte ständig bis zum Limit ausschöpfen. Solche Frauen sollten wir wirklich nur mit der Kohlenzange anfassen.
Nun kann man argumentieren: „ja, diese Frauen sind doch aber selten?“
Richtig – das sind sie. Aber in unseren Großstädten finden wie jede Menge „Möchtegern- und Anspruchskarrieristinnen“, also solche, die es den erfolgreichen Frauen nachmachen wollen, und die keine Chancen haben, weil ihre Kraft oder Kompetenz nicht ausreicht.
Trost für Männer – es gibt sie noch, die wirklich selbstsicheren Frauen
Versuchen wir doch, uns in Zukunft den Frauen zu nähern, die das Leben – ob mit oder ohne Karriere – im Griff haben – und nicht ständig danach gieren, an irgendeiner Form von „Selbstverwirklichung“ zu arbeiten. Diese Möchtegern-Frauen können wir gut und gerne ihrem Schicksal überlassen. Und obgleich es zynisch klingt: Es gibt nicht nur Frauen in Deutschland. In Osteuropa sind – entgegen populistischen Schilderungen – Frauen oft emanzipierter als in (West-)Deutschland, ohne dass sie selbstherrlich sind.
Anmerkung: Der Artikel von Walter Hollstein, auf den ich mich beziehe, wurde von vielen Deutschen und Schweizer Zeitungen veröffentlicht. Auslöser war das Buch „Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen“ von Hanna Rosin.
Zitate, soweit nicht anders gekennzeichnet, aus der „Badischen Zeitung„.
Bild: Fragment (leicht retuschiert) aus der Zeichnung „Tantalus“ von Grandville (1844)