Schmu bei Dating-Unternehmen – FAS redet Tacheles.
Die deutsche Presse gilt als ausgesprochen „handzahm“, wenn es darum geht, die Interessen der Single-Börsen und Online-Partervermittler zu behandeln. Doch die Frankfurter allgemeine Sonntagszeitung“ redet jetzt Tacheles. Ihr Artikel „Der Schmu mit den Singlebörsen“ findet harte, und wie ich meine, bitte nötig Worte.
FAS-Autorin Bettina Weiguny zieht ein Fazit, das über alle Maßen ernüchternd ist (Zitat):
Die Börsen entpuppen sich zunehmend als Anziehungspunkt für unseriöse Geschäftemacher, Aufschneider, Lügner und krankhaft amouröse Witzbolde.
Betroffen sind laut FAS nicht nur dubiose Anbieter aus dem Ausland, deren unverschämte Methoden allerdings kaum bekannt werden, sondern durchaus auch „deutsche Platzhirsche“.
Der Artikel ist im Detail durchaus nicht unumstritten, beispielsweise, wenn behauptet wird, dass sich nur „zwei Prozent der Deutschen“ über Single-Portale kennenlernten – dann ist man versucht, der Autorin mangelhafte Recherche zu unterstellen. Konkret: es geht nicht darum, wie viele Paare sich überhaupt durch Online-Dating kennenlernten, sondern wie viele es in den Jahren des Online-Dating-Booms, also sagen wir mal zwischen 2005 und 2010 waren.
Jedenfalls fällt mit diesem Artikel viel Licht auf das, was bei der Partnersuche in Deutschland gegenwärtig falsch läuft – und im Grunde auch, dass niemand wirklich daran interessiert ist, das Übel bei der Wurzel zu packen. Doch dann müsste auch der Unterschied klar werden, ob für ein Unternehmen „ehrlich am längsten währt“ oder ob es auf ehrliche Art am längsten währt, den Profit zu maximieren.
Eines wird jedenfalls deutlich: Die Kunden sind gegenwärtig diejenigen, die am kürzeren Hebel sitzen. Nein, sie klagen nicht wegen der 300 Euro, die sie Online-Dating-Unternehmen in den unersättlichen Rachen geschoben haben, aber sie sind voller Wut und Empörung darüber. Mal sehen, wann die Wut die öffentliche Meinung erreicht.
