Im Puff filmt es sich schicker als bei Internet-Sexbörsen
Die Ankündigung, man würde auch Sexbörsen im Internet zeigen, erwies sich als etwas übertreiben, als gestern in der ARD die Sendung „Sex – Made in Germany“. Wobei „Made in Germany“ zweifellos nicht gerade für Qualität steht – denn überwiegend wurden billige Huren gezeigt, die eben aussehen und handeln wie billige Huren. Dennoch filmt sich solch eine Fassade recht gut: eine stark geschminkte Frau mit großen Brüsten, oder eine Freizeithure „ohne Furcht und Tadel“ – irgendwie war alles dabei.
Senderinnen und Freizeithuren
Mich lockte vor allem der Online-Sex-Bereich zu später Stunde vor den Bildschirm. Doch gerade dieser Teil war der Schwächste an der gesamten Dokumentation. Denn berichtet wurde über „Senderinnen“, die zwar ihren Körper verkaufen, aber eben nur virtuell, und von sogenannten „Freizeithuren“, die sich auf einem recht bekannten Sexauktionsportal feilbieten. Huren und Freier sind hier unerwünschte Begriffe, wie auch sonst in der Branche.
Verbraucherschutz für Huren-Klienten wurde angezweifelt
Verbraucherschutz, also Transparenz für Menschen, die sich Sexdienste kaufen wollen? Das kann und darf nicht sein, sagen Kritiker und beklagen, dass der Auktionshaus-Betreiber sein Angebot als „Lifestyle-Marktplatz“ betrachtet. Sie mögen recht haben oder auch nicht – aber der Bewertungsunfug durchzieht das ganze Netz, und er betrifft bei Weitem nicht nur Huren und Bücher. Im Netz kann jeder Idiot sein Urteil über Menschen abgeben, die Dienste verrichten – sogar Lehrer und Professoren werden öffentlich bewertet. Es gibt keinen Grund, Huren von der Bewertung auszunehmen.
Der Sumpf der vielen Sex-Dating-Börsen wurde nicht einmal angeleuchtet
Schade, dass so gar kein Licht (und auch kein Schatten) auf die zahllosen Dating-Sex-Börsen fiel. War man sich zu schade, hier einmal nachzustochern? Oder wollte man bewusst Männer als hirnlose Genießer, Frauen als lustlose Sexdienerinnen vorstellen? Was ist mit der „heimlichen Prostitution“, die über das Internet läuft? Was mit der virtuellen Prostitution, die ja nicht bei „Senderinnen“ zu Ende ist, sondern auch noch Abzockdominas und ähnliche fragwürdige Gestalten umfasst?
ARD: Gute Puff-Dokumentation, aber wenig über Online-Sex-Kontakte
Ansonsten war an der Dokumentation der ARD wenig auszusetzen. Man wagte endlich, zu sagen, dass der Staat bei der Hurerei kräftig mitkassiert. Ob nun der erste Freier für den Bordellbetreiber, der zweite für die Steuer und der Dritte fürs Verdienen ist? Man mag dies bezweifeln – und noch etwas fiel auf: Man bewegte sich auffällig im Billigbordellbereich, also dort, wo Kunden „fallweise“ oder „pauschal“ für das bezahlen, was sich wirklich nur mit dem „F-Wort“ beschreiben lässt. Ob gut oder nicht – wer mal schnell eine Puff-Rundreise bucht, der gehört auch in den Puff, und er darf dafür verachtet werden.