POF-Gründer Markus Frind sieht sich als Moralist
POF, vorher als „Plenty of Fish“ bekannt, hat nach Presseberichten eine E-Mail an die Mitglieder verschickt, in dem er sich über die Hook-Up-Kultur beklagt, die nun offenbar auch POF zu schaffen macht. Interessant ist die von Frind angeblich gefundene Ursache für den Wandel: 70 Prozent der POF-Mitgleider nutzen die Seite via Handy, und seither soll es angeblich zwei Prozent der Männer geben, die POF lediglich als „Hilfsmittel zum Abschleppen“ benutzen. Erst kürzlich veröffentliche Frind auf seinem Blog stolz die Zahl der Handy-Benutzer, die ihn angeblich an die Spitze des „Mobile-Dating“ gebracht hat,
Dabei argumentiert Frind, dass seine Webseite POF auf „Beziehungen“ abzielt und nicht etwa auf Hook-Ups, was etwas verwundert, weil die Generation, die alles per Handy erledigen will (Y-Generation), auch als Hook-Up-Generation bezeichnet wird. Frind will dies wie folgt ändern:
1. Kontaktwünsche mit sexuellen Bezügen werden nicht mehr gesendet. Jeder, der gegen diese Regeln verstößt, wird automatisch gelöscht.
2. Sie können nur noch Personen kontaktieren, die +/- 14 Jahre Altersunterschied zu Ihnen haben. (was bedeutet, dass ein 50-jähriger keine 35-jährige Frau mehr kontaktieren kann und eine Cougar hier keinen Lover mehr findet.) Angeblich werden Nutzer, die es dennoch versuchen, gelöscht.
3. Angeblich gibt es bei POF, wie im dritten Verdikt behauptet wird, nur 6041 Frauen (von angeblich 3,3 Millionen Partnersuchenden täglich), die „intime Treffen“ suchten. Der nächste Satz von Frind lädt zum Schmunzeln ein: „Von diesen 6041 Frauen mit ‚heißen Fotos‘ sind die meisten jedoch Männer, die behaupten, Frauen zu sein“.
Fragt sich, wie man mit einer vermeintlichen oder tatsächlich existierenden Hook-Up-Generation Geschäfte machen will (und seien es auch Geschäfte aus Werbeeinnahmen), wenn man die Bedürfnisse dieser Generation ausschließt. Mich erinnert dieses ganze Gutmenschengehabe fatal an die Gebräuche „seriöser“ Anzeigenredaktionen der 1960er, 1970er und 1980er Jahre. Damals ließ man in der bürgerlichen Presse auch keine „unseriösen“ Kontaktanzeigen zu. Der Ausweg: Man veröffentlichte unter der Rubrik „Bekanntschaften“ oder gar „Heiraten“ seriös klingende Anzeigen, in die einige Codewörter eingebaut wurden, zum Beispiel „für alles Schöne“.