Partnersuche und Dating-Assistenten – was kann man „outsourcen“?
„Virtuelle Dating-Assistenten“ sind Dienstleister, die für ihre Klienten die „Brautschau“ übernehmen und ihnen am Ende geeignete Partnerinnen präsentieren – entweder mit der Telefonnummer oder gleich mit einem kompletten Date.
Die Sache kommt aus den USA, erinnert an das „Outsourcing“ (beispielsweise von Hotlines) und bedeutet, sich nicht mit dem „lästigen Teil“ des Online-Datings zu beschäftigen, sondern nur mit den schönen Seiten.
Wie das „Outsourcing“ generell, hat die Sache Licht- und Schattenseiten. Zusätzlich aber ergibt sich die Frage: Kann, soll und darf man einen so sensiblen Bereich des Lebens wie die Partnerwahl eigentlich einem „Dating-Assistenten“ übergeben, der für einen die „Brautschau“ betreibt?
Wenn wir die Frage beantworten wollen, müssen wir „Dating-Assistenz“ („Outsourcing“) und Dating-Beratung trennen. Berater sehen ihre Aufgabe darin, ihren Klienten zu befähigen, die Dinge selber (erneut) in die Hand zu nehmen. Dating-Asistenten nehmen sie aber im Namen des Klienten selbst in die Hand. (1)
Sehen wir und nun den Prozess der Online-Partnersuche an, so können wir die Bereiche feststellen, in denen Outsourcing möglich und Beratung sinnvoll ist.
1. Vorbereitung auf die Partnersuche.
Bei der Vorbereitung wird selten Beratung in Anspruch genommen – aber gerade hier wäre sie sinnvoll. Gefragt wird nach den drei großen „W“: Wer bin ich, wen such ich und was will ich eigentlich durch die Partnerschaft erreichen?
2. Die Frage der Agentur
Eine der Kernfragen ist, „welche Singlebörse oder Partneragentur soll ich wählen“. (Eventuell auch andere Dienstleister). Freie Berater (wie ich) empfehlen meist keine Firmen, sondern nur die Richtung, in der sich der Suchende bewegen soll. Andere Dienste (zum Beispiel der Singlebörsen-Vergleich) bieten Preis- und Leistungsvergleiche. Ich kann nicht empfehlen, die Auswahl der Agenturen anderen zu überlassen – also in diesem Fall die Entscheidung eher nicht an den Dienstleister delegieren.
3. Das Profil (Text- und Bildgestaltung)
Berater und Outsourcer (Dating-Assistenten) sind sich hier meist einig: Beim Profil ist Rat und Hilfe sinnvoll, und beim Foto beinahe unerlässlich. Als Institution für das „Outsourcing“ kommt hier aber auch ein Fotograf (eine Fotografin) infrage.
4. Die Wahl des Partners („Matching“)
Der Bereich des Matchings umfasst alle Fragen, die man unter „Wer könnte wirklich zu mir passen“ zusammenfassen könnte. Partneragenturen bieten in der Regel eine eigene Möglichkeit an, die Wahl „auszusourcen“: den sogenannten Partnerübereinstimmungstest, auch Psychotest genannt. Diese Wahl ist allerdings unscharf und Bedarf eigener Ergänzungen. Wird das „Matching“ komplett in die Hand eines Dating-Assistenten gegeben, so muss dieser nicht nur über genügend Kriterien, sondern auch über ein feines Gespür verfügen. Beides ist zumindest fragwürdig.
5. Der Schriftverkehr (E-Mail)
Der Berater kann hier wenig tun, ein virtueller Dating-Assistent hingegen recht viel. In der Praxis benötigt man bis zu fünf Standard-E-Mails, in die nur bestimmte relevante Stichworte eingetragen werden. Kennt man diesen Trick, so ist es relativ einfach, recht aussagefähige E-Mail zu verfassen. Laien machen oft den Fehler, zu starre, inhaltslose E-Mail zu verwenden oder ihre dichterischen Fähigkeiten an Menschen zu verschwenden, die diese E-Mail niemals lesen werden. Outsourcing hilft hier, jedoch sollte man auf Preis und Qualität achten.
6. Date vereinbaren und planen
Es ist ausgesprochen ratsam, das Heft wieder in die Hand zu nehmen, sobald man die erhoffte Telefonnummer hat, unter der man den Partner anrufen kann. Sollte man den Berater oder Dating-Assistenten die Vollmacht gegeben haben, die eigene Telefon-Nummer weiterzugeben, so sind weitere Maßnahmen notwendig, die im Einzelnen noch zu erläutern wären. Als sehr problematisch wird angesehen, dem Dating-Assistenten die Telefonate zu überlassen oder Ort und Zeit des Dates festzulegen. Also: Selbst die Initiative übernehmen, sobald der Kontakt zustande kommt.
7. Laufende Beratung
In Einzelfällen kann es sinnvoll sein, eine „Helfende Hand“ im Hintergrund zu haben, mit der man den Verlauf des Dates diskutieren kann. Dafür bieten Online-Assistenten in der Regel Beratungen gegen Einzelhonorar oder zu einem Pauschalpreis an.
Probleme mit dem Outsourcing bei der Partnersuche
Die Schwierigkeiten mit dem Outsourcing bei der Partnersuche beginnen dort, wo Outsourcing generell Probleme bereitet: bei der Kompetenz des Beraters, den Entscheidungsmöglichkeiten, die man ihm überträgt und – vor allem – bei der permanenten Kommunikation mit dem Auftraggeber. Das besondere Problem beim Dating liegt aber darin, ständig „auf dem Laufenden zu sein“.
Dazu ein Beispiel zu Punkt sechs:
Wenn der Dating-Assistent „einen Fisch an der Angel hat“, muss er den Auftraggeber darüber ausführlich informieren. Hat man dem Assistenten freigestellt, wann er die Telefonnummer freigibt, muss dieser den Klienten sofort darüber informieren, weil er sonst „nass erwischt“ werden könnte – und so gar nichts von der vorausgegangenen Korrespondenz mehr weiß. Es kommt also darauf an, eine Art permanenten Dialog zwischen Berater (Dating-Assistenten) und dem Suchenden herzustellen, wenn die Suche tatsächlich erfolgreich sein soll.
Die Liebepur schrieb zuletzt über das „Outsourcing“ in diesen Artikel.
(1) Zur Beurteilung dieses Artikels sollten Leserinnen und Leser wissen, dass der Autor dieser Zeilen auch als Dating-Berater tätig ist und Einzeldienstleistungen anbietet, aber kein komplettes Outsourcing.
Quellen, Hinweise: Online-Dating Assistants in der Diskussion. Positiv: Huffingtonpost, zurückhaltend agoracosmopolitan. Typische Anbieterinformationen (Englisch): AMillionMatches.