Hilft uns die Wissenschaft bei der Partnerwahl?
Man kann mit Gemeinplätzchen prächtig herumwerfen, „Wissenschaft“ darüber schreiben – und dann doch nicht als Vermutungen verbreiten. Das geschieht leider jeden Tag – und eigentlich ist es ein Ärgernis.
Die Frage „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“ wurde schon vor Jahren letztgültig beantwortet: In manchen Bereichen trifft das Eine zu, in anderen das Andere. Im Grund genommen ist die Fragestellung aber falsch, wie der Schweizer Therapeut Jürg Willi (1) bereits 1975 eindrucksvoll und überzeugend darlegte („Die Zweierbeziehung“ Seite 180-181). Auch der Rhetoriker erkennt sofort (2): Da soll jemand in die Falle gelockt werden – typische Alternativfrage. Damit werden normalerweise Rentner beim Haustür-Verkauf gelinkt. Mich wundert ehrlich gesagt, dass man diese Frage überhaupt noch stellt. Fragen Sie nämlich: „Welche Merkmale sollten sich bei Paaren ergänzen?“ dann strecken die Wissenschaftler die Flügel. Verlässliche Untersuchungen existieren nicht – Punkt. Also beruht alles, was dazu gesagt wird, auf Vermutungen, was dann so klingt:
Aber durch eine gute Passungsanalyse kann die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass zwei Menschen zueinander finden, die miteinander eine erfüllende, stabile Beziehung aufbauen können.
Aha, eine „Passungsanalyse“, eine „Wahrscheinlichkeit“ – nur eben kein Beweis.
Man sollte den Wissenschaftlern vielleicht einmal dies sagen: Allgemeinplätzchen können wir selber sammeln – von Forschung erwarte wir etwas mehr. Punkt.
(1) Erste Auflage 1975, Reinbek bei Hamburg, im Besitz des Verfassers.
(2) Fragen mit falscher Alternativwahl führen zu willkürlichen Ergebnissen, da keine weiteren Möglichkeiten geprüft werden können.