Die Rückkehr der Versandhaus-Braut
Eine Frau zum Heiraten kann „Mann“ sich bestellen, und weil das relativ einfach ist, heißen diese Bräute in den USA „Mail Order Brides“. Aus dem Katalog aussuchen, ein bisschen kennenlernen, und dann heiraten. Deutsch oder Englisch sprechen die meisten dieser „Bräute“ nicht, aber die entsprechenden Seiten, auf denen sie angeboten werden, genießen ungeheure Popularität – jedenfalls in den USA: Angeblich haben die „Top 10“ der sogenannten „internationalen“ Agenturen gegenüber dem Vorjahr ein Besucherplus von 29 Prozent erreicht. Geht es nach den Vorstellungen der Betreiber, dann müsste noch viel mehr aus dem Millionen-Dollar-Markt mit Kaufbräuten herauszuholen sein, sagen manche Experten.
Der schlechte Ruf, in dem sie stehen, stört die Firmen offenbar nicht die Bohne. Es geht zumeist nicht um Liebe, sondern darum, erst einmal in die EU oder in die USA zu kommen und dort „einheimischer“ Bürger zu werden. Was danach kommt, wird skeptisch gesehen – schließlich kann man sich ja nach einiger Zeit wieder scheiden lassen.
So wenig edel wie die Überlegungen der meisten Frauen, die sich in die EU oder in die USA verhökern lassen, sind freilich auch die Überlegungen der „Abnehmer“ von Kaufbräuten. Diese Männer suchen oft nach einer Frau, die etwas hat, was modernen US-amerikanischen und europäischen Frauen heute nicht im Traum einfallen würde: unterwürfig und gehorsam zu sein.
Was nirgendwo geschrieben steht: Damit haben sie sich ganz schön getäuscht. Der Osten war einmal blutrot, und was davon geblieben ist, ist dies: Emanzipation ist eine Selbstverständlichkeit und keine Option. Diese Frauen mögen sich verstellen, um einen West-Mann zu bekommen – aber im Herzen sind sie eben Frauen, die wissen, was sie wollen.
Die Wahrheit ist nicht sonderlich gefragt – und um sie überhaupt herauszubekommen, setzte sich Anne VanderMey für das Fortune-Magazin an den Computer und checkte, was zu haben war. Sie fand vor allem heraus, dass man seitens der Betreiber jede Menge Kohle macht.
Denn kostenlos ist die Sache nicht gerade. Eine der Seiten, die gegenwärtig am beliebtesten ist, baut fast ganz auf Chats, und die werden nach Minuten abgerechnet. Zum günstigsten Tarif kostet die Minute laut Forbes 40 US-Dollar-Cents. (1000 Krediteinheiten kosten 399,99 USD, eine Minute kostet eine Krediteinheit). Das ist freilich noch nicht alles, denn dazu kommen Extras: Wer eine Kamera zuschalten will, zahlt laut Forbes „das Sechsfache“.
Wie überall in der Dating-Branche wird das Geld also mit der Hoffnung verdient. Man mag einwenden, dass dies schon seit Jahrzehnten so ist – von den Heiratsmaklern über die Partnervermittler bis zu Online-Dating-Unternehmen. Doch auch das Geschäft mit der Hoffnung kann unterschiedlich gestaltet werden. Im Allgemeinen gilt: je waghalsiger die Versprechungen sind, und je offenherziger die Frauen feilgeboten werden, umso weniger Realität ist hinter der „Parade“ (dem Webauftritt) zu finden.
Zitate und Informationen aus FORTUNE.
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