Journalismus – Wege, Abwege, Internet, Kommerz und Wahrheit
Wer deutsche Zeitungs-und Zeitschriftenverleger behaupten, das Internet töte den „unabhängigen Journalismus“, dann kann ich nur spotten. Gnädigst sagte uns eine Mediendame: (Zitat) „
Das Internet sei zwar voll von guten Informationen, aber eben auch von „interessengesteuertem Journalismus.“
Ach nee … da staune ich aber. Denn die deutschen Zeitungen und Zeitschriften sind vor allem vollgestopft mit Journalisten, die zwar das Nachrichtengeschäft erlernt haben, fachlich aber so inkompetent sind, dass sie jeden Mist abschreiben. Auch das ist „interessengesteuerter Journalismus“, nur auf etwas höherem Niveau.
Es ist keine Frage, dass im Internet Werbung unter dem Deckmantel der Information verbreitet wird. Gilt jemand jedoch nicht als „kommerziell“, so gilt dieser Vorbehalt auch für „seriöse“ Verlage nicht: Ergebnisse von Universitäten und Instituten werden auf biegen und brechen unters Volk gebracht. Die Damen und Herren Wissenschaftler feixen sich eins, wie blöd die Journaille ist. Ähnlich ist es im Übrigen bei der leicht vermarktbaren angeblichen „Kultur“: Groschenromane, die in Buchhandlungen ausliegen, Fernsehclowns aka „Comedians“, Kitschfilme und Trällerlieder, die alle nur für den Kommerz produziert werden, finden in den Medien kostenfreie Erwähnung. Da kann man schon nicht mehr sagen: „Ach, das ist halt Dummheit.“ Nein, es ist Absicht.
Eine weitere Unsitte, weit verbreitet und dennoch etwas anrüchig, ist die Anfrage bei „Fachleuten“, die in Wahrheit die Interessen von Industrieunternehmen und Dienstleistern vertreten. Denn natürlich bringen diese Leute ihre Wirtschaftsinteressen in die Antworten mit ein – sie wären ja blöd, wenn sie es nicht täten.
Nein, liebe Leute in der Medienbranche, ich will euch nicht am Zeug flicken: Ihr wollt die Kohle für euch selbst, und ihr wollt sie für eure Verleger. Das sehe ich ein. Ich sehe aber nicht ein, dass ihr euch ständig als die Verkünder der einzig gerechten Wahrheit darstellt. Wer unabhängige, sinnreiche Meinungen zur Lebensführung vertritt, wer die Tatsachen wirklich in der Tiefe beleuchten will und sich um eine gerechte Bewertung bemüht, der schreibt nicht für die Knicker-Knacker-Bürgerpresse oder die Buntblätter, die sich „Illustrierte“ nennen.
Sicher gibt es nachdenkliche Journalisten. Aber sie kommen kaum noch zum Zuge, weil Nachdenken nicht zu mehr Umsatz verhilft. Und online? Viele Medien bringen heute Meldungen, die den Boulevardblättern eher gerecht werden als der seriösen Presse. Kein Wunder, denn oftmals kommt alles aus dem gleichen Haus.