Diese Woche in der Liebepur: Natürlich gibt es das Opfer-Abo
Opfer-Abo zu sagen, ist flapsig, aber es ist kein Unwort. Leider sind Sprachwissenschaftler im Nebenberuf offensichtlich noch moralinsaure Beckmesser. Ach, hätten sie doch diesmal den ansonsten von mir eher „wohlgelittenen“ Psychologen zugehört. Wirkliche Kenner unter ihnen wissen nämlich, das bei der Partnerwahl „ins Klo zu greifen“, tatsächlich Ursachen hat, die man mit Fug und Recht als Opfer-Abo bezeichnen kann. Wer es nicht glaubt, mag in „Emotion“ vom Februar 2013 darüber nachlesen. (1) Übrigens wussten Fachleute für die Partnersuche dergleichen schon immer. Das Schöne am EMOTION-Artikel – Frau kann, wenn sie denn mag, aus dem Griff ins Klo durchaus lernen – jedenfalls dann, wenn sie lernfähig ist.
Dating-Abo oder „Zahlen per Kontakt“?
„Bezahlen per Kontakt“ ist, neutral gesprochen, so sinnig oder unsinnige wie ein Abo. Doch das Modell „bezahlen per Kontakt“ setzt auf Neugierde, Spieltrieb und „ach, das bisschen Geld für einen Kontakt – zahl ich aus der Portokasse“. Ein bisschen anders sieht die Sache aus, wenn ein Mann 20, 50 oder gar 100 „Kontakte“ braucht, um einmal „Sichtkontakt“ zu haben – von Körperkontakt einmal ganz abgesehen.
Der Unfug der Woche: das Parfum der Liebe
Die Jungs von der Bürger-und Boulevardpresse hatten diese Woche ein Fressen, das es selten gibt: Tolles Parfüm für die Partnersuche entdeckt – erleichtert die Sache unheimlich! Und alles von deutschen Wissenschaftlern! Ist es nun möglich, den alten Dummspruch „Ey, du riechst Klasse, wo ist dein Bett?“ in die Tat umzusetzen? Nein – da ist die Presse auf etwas hereingefallen. Es geht um ganz wenige Studentinnen, an denen ein Test mit einem in der Tat in Deutschland entwickelten Eigenduftverstärker durchgeführt wurde. Die Relevanz der Forschung für die Partnersuche ist nicht im geringsten bewiesen.
Die schwierigen Singles zwischen 30 und 39
Das Einzige, was diese Woche Sinn hatte, war eine Pressemitteilung von PARSHIP. Dort wird berichtet, wie problematisch die ständigen Hinweise an die Singles zwischen 30 und 39 sind, sie müssten sich nun mal endlich einen Partner suchen. Kleiner Einwand: Hauptsächlich geht diese Aufforderung an Frauen. Mehr in der Liebepur.
Können Deutsche von US-Datingunternehemn etwas lernen?
Erstaunlicherweise – ja. Fragt sich, ob es etwas nützt. Deutsche sind relativ beratungsresistent, was die Partnersuche angeht, und was ist mit den Blogs? HowAboutWe ist hier überaus innovativ.
Und sonst in Dating?
Kuppelshows bei der ARD? Möglich, dass es genügend Dummbacken gibt oder Leute, die vor Lachen krümmen, wenn sie sehen, wie die „Trottel“ in den Dating-Shows vorgeführt werden. Meiner Abscheu könnt ihr sicher sein, Zuschauer.
Das Millionenspiel mit „Nutzern“ von Dating- und Flirtdiensten geht weiter. Die Branche ist offenbar in keiner Weise lernfähig. Und natürlich wollen Neulinge auch mitmachen.
(1) „Beim nächsten Mann wird NICHT alles anders“ – Artikel von Simone Schwan in der PRINT-Ausgabe.